Wanderung zum Amazonas der Eifel
Rurberg/dpa. - Seit Anfang 2006 ist auch der ehemalige Truppenübungsplatz «Camp Vogelsang» mit der «Ordensburg Vogelsang» inmitten des Parks zu erwandern. Mit Rangern, Waldführern und Referenten lernen Besucher die raue Landschaft kennen.
«Seid ihr heute gut drauf und fit?», fragt Carsten Richter die kleine Wandergruppe, die sich am Nationalpark-Tor Rurberg versammelt hat. «Denn gleich müssen wir bergauf.» Über 150 Meter geht es auf dem steilen Felsenpfad hinauf: kein Zuckerschlecken am Honigberg. Selbst Carsten Richter muss oben erst mal kurz verschnaufen. Doch dann hat er wieder Luft, um den Besuchern Pflanzen und Baumwuchs zu erläutern.
Carsten Richter ist einer der 15 Ranger, die für die Landesforstverwaltung Nordrhein-Westfalen im Nationalpark Eifel täglich auf Tour sind. Die ehemaligen Waldarbeiter wurden zu Natur- und Landschaftspflegern ausgebildet, um Besuchern Fauna und Flora in einem der jüngsten Nationalparks Deutschlands näherzubringen.
An fünf «Rangertreffpunkten» scharen sie interessierte Besucher um sich und wandern mit ihnen durch den Nationalpark. Die Route wird mit den Gästen spontan festgelegt. Darüber hinaus sind die Männer ganzjährig freitags und sonntags auf drei festgelegten «Rangertouren» mit Besuchern unterwegs. Die Touren sind kostenlos.
Neben den Rangern stehen im Nationalpark mehr als 150 geschulte ehrenamtliche Waldführer bereit, die mit angemeldeten Gruppen Thementouren unternehmen. Nur gut dreieinhalb Jahre nach der offiziellen Eröffnung des Nationalparks Anfang Januar 2004 ist das Angebot überaus reichhaltig: Es gibt ebenso Wanderungen mit Experten zum Thema Fledermäuse wie mit Wasserbaufachleuten zur Geschichte des Rurstausees und der Urfttalsperre, die wegen ihrer Lage inmitten des Großschutzgebietes auch «Amazonas der Eifel» genannt werden.
Für neue Wanderwege wurden Wirtschaftswege in den Buchen- und Fichtenwäldern aufgegeben. Auf dem Kermeter-Höhenrücken wuchern bereits die ersten Pfade wieder zu. «Die Natur wieder Natur sein lassen» heißt das Motto dieser Umgestaltung. Mehr als 460 gefährdete Pflanzen- und Tierarten leben in der Schutzzone. Ideale Zugänge für Gäste sind die Nationalpark-Tore in Rurberg, Heimbach, Gemünd sowie künftig auch in Monschau-Höfen und in Nideggen.
Herzstück des ersten Nationalparks im Bundesland Nordrhein-Westfalen ist das ehemalige «Camp Vogelsang» auf der kargen Dreiborner Hochfläche zwischen Herhahn und Einruhr. Mehr als 60 Jahre lang war das raue Land mit den charakteristischen Ginsterbüschen, dem «Eifelgold», streng abgeschirmtes militärisches Sperrgebiet. Ende 2005 verließ die belgische Armee das Panzerübungsgelände.
Damit wurde auch ein bedrückendes Erbe wieder zugänglich - die «Ordensburg Vogelsang» aus der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur. Die 100 Hektar große Anlage war eine der Schulungsstätten für die Nazi-Führungselite. Heute sind die denkmalgeschützten Bauten der Ordensburg mahnende Zeugen der dunklen Vergangenheit. Täglich werden für Besucher Rundgänge mit Referenten angeboten, die hier aus gutem Grund nicht die Bezeichnung Führer tragen.
Informationen über den Nationalpark der Eifel: www.nationalpark-eifel.de
Informationen über die Ferienregion Eifel: www.eifel.info