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VOX VOX: «Das kleine Arschloch»

03.03.2002, 18:10

Köln. - Was der Klugscheißer den restlichen Tag noch anstellen wird, ist deutlich heftiger.

Zuerst eröffnet das kleine Arschloch seiner zickigen älteren Schwester, dass sein Freund Kalle sich in sie verliebt habe. Da diese Liebe zweifelsohne unerfüllt bleiben wird, hat er Kalle - im Tausch gegen fünf "Tex, der tapfere Grenzreiter"-Hefte - einen ihrer gebrauchten Wäschestück gegeben, damit er wenigstens etwas zum Verlustieren hat. Auch das kleine Arschloch selbst hat sein Herz verloren: an die rüstige Rentnerin Inge Koschmidder, die ihn allerdings wegen des Altersunterschiedes - 60 Jahre - ebenfalls zurückweist.

Überhaupt hat der Dreikäsehoch ein intensives Verhältnis zu Senioren. Seinen Opa, liebevoll "der alte Sack" genannt, schiebt er tagtäglich im Rollstuhl über den Friedhof, damit der zynische Lüstling Trauergäste erschrecken kann. Das kleine Arschloch gönnt sich keine Ruhepause: Er führt am Nachbarshund Drogenexperimente durch, hilft beim "Essen auf Rädern" aus, womit er einen blinden Patienten an den Rand des Wahnsinns treibt, singt mit seiner Band "Die Giftzwerge" satanische Verse beim Kirchentag und türkische Folklore auf einem Nationalsozialisten-Treffen und versucht sich - mit katastrophalen Folgen - als Radiomoderator.

Doch das alles ist nichts verglichen mit dem großen Coup, den er sich für den Abend aufgespart hat. Denn da ist Schulfest, und das kleine Arschloch hat sich ein ganz besonderes Unterhaltungsprogramm ausgedacht, bei dem seine selbstgezüchteten Psilocybinpilzkulturen in der Waldmeisterbowle eine nicht unwesentliche Rolle spielen.

Frech, politisch unkorrekt, kaum jugendfrei und überaus komisch terrorisiert "das kleine Arschloch" rücksichtslos Familie und Umwelt. Produzent Hanno Huth und die Regisseure Michael Schaack und Veit Vollmer der Hamburger Trickcompany bringen nach "Felidae" und "Werner - Das muss kesseln!!!" auch diese Comic-Kultfigur erfolgreich auf die Leinwand. 1986 erfindet Walter Moers den Giftzwerg, der mit seinen minimalistisch gezeichneten, fiesen Abenteuern eine riesige Fangemeinde gewinnt. In der Filmversion nach Moers? Drehbuch bieten zahlreiche Musikeinlagen die Chance zu visuell aufwendigeren Szenen: Die Musikstile reichen von Heavy Metal über türkische Pseudofolklore bis hin zu Country-Musik und Coverversionen von "School?s Out" und "Raumpatrouille Orion". Heimlicher Star des Films ist aber der lüsterne "alte Sack", dem Helge Schneider seine unverwechselbare Stimme leiht.