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Volleyball-WM Volleyball-WM: Frauen müssen sich beweisen

Von Miriam Müller 27.08.2002, 14:29
Beim Frauen Volleyball EM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Kroatien in Bamberg jubeln am Sonntag (02.06.2002) die Deutschen Olessya Kulakova (l), Beatrice Dömeland (M) und Angelina Grün (r), nachdem sie den zweiten Satz mit 25:19 gewonnen haben. dpa/lby
Beim Frauen Volleyball EM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Kroatien in Bamberg jubeln am Sonntag (02.06.2002) die Deutschen Olessya Kulakova (l), Beatrice Dömeland (M) und Angelina Grün (r), nachdem sie den zweiten Satz mit 25:19 gewonnen haben. dpa/lby dpa

Münster/dpa. - Damit wollendie Organisatoren verhindern, dass sich körperlich leistungsfähigereMänner, als Frauen getarnt, unter die weiblichen Teilnehmer mischen.

Auch wenn in den zurückliegenden Jahren kaum noch Betrugsfällebekannt geworden sind: Historische Beispiele aus dem Weltsport sindüberliefert. So sorgten bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio dieSchwestern Irina und Tamara Press aus der Sowjetunion mit ihrenLeistungen im Kugelstoßen und Diskuswerfen für Aufsehen. Als zweiJahre später Geschlechtskontrollen eingeführt wurden, waren beide vonder sportlichen Bildfläche verschwunden.

Skurril war auch der Fall des österreichischen Skirennläufers ErikSchinegger. Als Erika Schinegger holte sie/er 1966 in Chile den WM-Titel im Abfahrtslauf der Damen, wurde aber wenig später als Mannentlarvt. Die Goldmedaille erhielt 30 Jahre später die FranzösinMarielle Goitschel.

Solche Betrügereien wollen Albert Fromme, Leiter des Medizin-Ressorts des Münsteraner Organisationskomitees, und seine KolleginRita Exeler vom Institut für Humangenetik mit rund zehn Mitarbeiternim Keim ersticken. Vor Beginn der WM werden sie den SpielerinnenProben aus der Mundschleimhaut entnehmen. Die Zellen werden untereinem Mikroskop fixiert. In allen weiblichen Zellen ist eines derbeiden X-Chromosomen inaktiv.

Mit Einfärbetechnik kann dieses so genannte Barr-Körperchen nachwenigen Minuten sichtbar gemacht werden. «Alternativ können auchUntersuchungen zum männlichen Y-Chromosom gemacht werden», sagtFromme. Bei nicht eindeutigen Befunden müssten weitere Untersuchungenerfolgen. Zu der Geschlechtskontrolle müssen Sportlerinnen, die zuvornicht an einer WM oder an Olympischen Spielen teilgenommen haben.

Gerhard Hassler, Betreuer des deutschen Nationalteams, weiß um dieGelassenheit seiner Spielerinnen: «Die Frauen bleiben bei den Testslocker. Im Sport ist das Routine». Doch die Geschlechtskontrolle istumstritten und in den skandinavischen Ländern sowie in Australien undKanada aus ethischen Gründen gesetzlich verboten. «Für dieSpielerinnen ist dies eine Form der Diskriminierung. Männer müssenihre Männlichkeit nicht beweisen», so Fromme.