Vier-Tore-Gomez schießt Wolfsburg ab
Stuttgart/dpa. - Vier-Tore-Mann Mario Gomez hat den Titelsturm von Bundesliga-Spitzenreiter VfL Wolfsburg gebremst und den VfB Stuttgart zurück ins Rennen um die deutsche Fußball-Meisterschaft geschossen.
Beim 4:1 (2:1)-Heimsieg der Schwaben erzielte der Goalgetter zunächst nach 28 Sekunden das schnellste Liga-Tor in dieser Saison und ließ dann noch seine Saisontreffer Nummer 21 bis 23 folgen (20./63./77. Minute). Für die Niedersachsen war es drei Tage nach dem offiziellen Ende des Theaters um den Wechsel von Trainer Felix Magath zum FC Schalke 04 ein deftiger Rückschlag im Titelkampf. Der Treffer von Edin Dzeko (36.) war in einem packenden Spitzenspiel vor 55 700 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena viel zu wenig für den VfL.
«Wir haben alles vermissen lassen, was uns stark gemacht hat», schimpfte «Wölfe»-Regisseur Zvjezdan Misimovic. VfB-Teamchef Markus Babbel hingegen geriet ins Schwärmen: «Ein großes Kompliment an die Mannschaft. Sie hat Außergewöhnliches geleistet.» Und Matchwinner Gomez, der an der Spitze der Torjägerliste mit Wolfsburgs Grafite gleichzog, lobte seine Nebenleute: «Das war sensationell.»
Das Kräftemessen der beiden besten Rückrunden-Mannschaften begann mit einem Paukenschlag. Gomez unterbot mit seinem Kopfball-Blitztor die bisherige Saison-Bestmarke des Leverkuseners Patrick Helmes, der am 8. November gegen Karlsruhe nach 32 Sekunden getroffen hatte. «Das hatten wir uns anders vorgestellt», sagte Magath. Die Wolfsburger straften ihren Coach zunächst Lügen, der keine negativen Auswirkungen des Hickhacks um seinen Abschied erwartet hatte.
Während die Gäste noch mühsam nach Orientierung suchten, legte der VfB ein enormes Tempo vor. Gomez übersah den besser postierten Cacau und vergab damit das schnelle 2:0 (3.). Eine gute Viertelstunde später schlug der Stuttgarter «Torero» aber erneut zu. Kapitän Thomas Hitzlsperger hatte Cacau herrlich freigespielt, das Zuspiel des Brasilianers musste Gomez nur noch ins leere VfL-Tor einschieben. Danach aber versäumten es die Hausherren, schon vor der Pause für die Entscheidung zu sorgen.
Dann kam endlich der Tabellenführer in Fahrt. Zwar musste Magath schon früh die angeschlagenen Misimovic und Sascha Riether ersetzen, doch der starke Dzeko gab den Gästen wieder Hoffnung. Christian Gentners Kopfball-Vorlage schob der Bosnier unbedrängt ins verwaiste VfB-Gehäuse - sein 20. Saisontreffer. Von Dzekos Sturmpartner Grafite war gegen die schwäbische Aushilfs-Abwehr mit Khalid Boulahrouz und Georg Niedermeier dagegen wenig zu sehen.
Nach der Pause drängten die Wolfsburger auf den Ausgleich. Aber der eingewechselte Cristian Zaccardo ließ zwei dicke Chancen aus (55./57.). Dann erreichte auf der Gegenseite die Gomez-Show ihren Höhepunkt. Auf Vorlage von Sami Khedira drosch der Nationalstürmer die Kugel zum 3:1 ins Netz. «Das hat uns das Genick gebrochen», bekannte Magath. Als Fan-Liebling Gomez wenig später auch noch zum 4:1 einköpfte, war das Stadion ein Tollhaus. Der letzte Viererpack in der Bundesliga war vor Gomez dem Schalker Kevin Kuranyi am 15. April 2008 beim 5:0 der Gelsenkirchener gegen Cottbus gelungen.
Vergessen war längst die 1:4-Pleite aus dem Hinspiel, nach der Meistermacher Armin Veh seinen Job als VfB-Trainer verloren hatte. Unter stürmischem Applaus verließ Gomez in der 79. Minute das Feld, die Wolfsburger hatten sich längst ergeben. Der eingewechselte Ciprian Marica hatte sogar das 5:1 auf dem Fuß, traf aber nur die Latte (86.).