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Vereins-Europameister Vereins-Europameister: Perunicic glänzt als Joker

Von Karl Ebert 26.10.2002, 18:25
Handballer Joel Abati (SC Magdeburg) streckt am Samstag (26.10.2002) in der Magdeburger Bördelandhalle die Siegerschale nach oben.)
Handballer Joel Abati (SC Magdeburg) streckt am Samstag (26.10.2002) in der Magdeburger Bördelandhalle die Siegerschale nach oben.) dpa

Magdeburg/MZ. - Nenad Perunicic hatte nach dem 31:30 (17:15)-Erfolg der Magdeburger Handballer im Finale der Vereins-Europameisterschaft über Fotex Veszprem Tränen in den Augen. Dafür gab es ganz offensichtlich zwei Gründe, auch wenn dies der 2,03-Meter-Hüne nicht bestätigen wollte. Zwischen die Freudentränen über die erfolgreiche Titelverteidigung mischten sich einige über die noch vorhandenen Schmerzen. Aufgrund des nicht ganz auskurierten Kapselrisses im Knie, den sich der Rückraumspieler vor fünf Wochen im Bundesligaspiel gegen Essen zugezogen hatte, und des daraus resultierenden Trainingsrückstandes stellte sein Mitwirken ein großes Risiko dar.

"Natürlich haben wir mit seinem Einsatz Vabanque gespielt. Doch "Peru" war sowohl im Halbfinale gegen die Spanier als auch im Endspiel unser Joker", freute sich Trainer Alfred Gislason über seinen gelungenen Schachzug. In beiden Begegnungen schickte der Isländer Perunicic just in jener Phase auf das Feld, als die Gegner Oberwasser bekamen. Gegen Ciudad Real hieß es nach 42 Minuten 23:24, gegen Veszprem in der gleichen Minute 22:23. Mit seinen Toren sowie präzisen Pässen auf Außen- und Kreisspieler sorgte der 130-fache jugoslawische Nationalspieler, der seit kurzem die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, beide Male für die Wende.

"Der Trainer und ich haben vor dem Turnier lange über das Risiko dieses Einsatzes gesprochen. Er hat mir die Entscheidung überlassen. Nach dem Aufwärmen habe ich ihm dann signalisiert: Ich stehe bereit, wenn mich die Mannschaft braucht", sagt Perunicic, der die nun folgende, durch den World-Cup in Schweden bedingte Spielpause nutzen will, um wieder richtig fit zu werden. "Anfang November, wenn die Champions League beginnt, sollen alle wieder den alten Nenad Perunicic sehen", verrät er sein Nahziel. Die Elbestädter steigen am 9. November mit der Auswärtspartie beim griechischen Meister Panellinios Athen in die Vorrunde der "Königsklasse" ein.

Z-TITEL: "Die vielen Arbeitslosen hier haben einfach nicht genügend Kohle für so viele Heimspiele." Stefan Kretzschmar Nationalspieler

Dem sportlichen Erfolg, den Gislason allerdings erst hinter Meisterschaft und Champions League einordnete, stand der Katzenjammer über das wirtschaftliche Ergebnis gegenüber. Mit 75 Prozent Auslastung der Hallen wäre die Vereins-EM für den SCM, der die Unterbringung der Teams zu bezahlen hatte, während der europäische Verband Reisekosten und Prämien übernahm, zu rechnen gewesen. Doch während die Dessauer Anhalt-Arena ausverkauft war, verliefen sich in der 7800 Zuschauer fassenden Bördelandhalle beim Finale gerade Mal 3000 Fans. "Die vielen Arbeitslosen hier haben einfach nicht genügend Kohle für so viele Heimspiele", nannte SCM-Nationalspieler Stefan Kretzschmar wohl den Hauptgrund für das dürftige Interesse. Schließlich waren die SCM-Fans schon drei Tage zuvor beim Punktspiel gegen Nordhorn zur Kasse gebeten worden.