USA USA: Hundert Jahre Las Vegas
Halle/MZ. - Las Vegas entzieht sich üblichen Kategorien. Die Millionenstadt verändert so schnell ihr Gesicht, dass Betrachtungen über Geschichte und Tradition müßig sind. Las Vegas ist immer das, was jeder der über 35 Millionen jährlichen Besucher gerade von der kitschigsten, witzigsten, geschmacklosesten und coolsten Stadt der Welt denkt.
Vor 100 Jahren waren "die Wiesen" - nichts anderes bedeutet der Name Las Vegas - eine öde Wüstenstadt. Der Bau der Bahnlinie von Salt Lake City nach Los Angeles und des Hoover-Staudamms in der Nähe aber änderten das Gesicht der Stadt. Der Staat Nevada hob 1931 das 20 Jahre zuvor erlassene Spielverbot wieder auf. Die ersten Hotelkasinos öffneten in den 40ern. Es begann die Zeit von Mafia, Prostitution und dem "Rat Pack" um Frank Sinatra. Aus den Wiesen wurde "Sin City". Vieles, was früher für Gänsehaut sorgte, gibt es noch immer. Doch Vegas hat sich in eine Showmetropole, eine Stadt der Themenhotels und zu einem Messezentrum verwandelt. Und gilt als Heiratsparadies. An die 100 000 Paare trauen sich jedes Jahr, darunter auch deutsche. Sigrid Sommer, die deutsche Honorarkonsulin, besorgt die Papiere, die die Behörden in Deutschland verlangen. Die Wedding Chapels bieten etwa die "Formal Wedding" mit Brautkleidung, Stretch-Limousine und Blumenbouquet für 299 Dollar (225 Euro) an. Wer richtig Geld ausgeben will, lässt sich zum Grand Canyon fliegen.
Mehr als 130 000 Hotelzimmer gibt es, so viele wie nirgendwo auf der Welt an einem Ort. Sie kosten von 20 bis ein paar Hundert Dollar pro Nacht. Das "MGM Grand" etwa hat mehr als 5 000 Zimmer - Weltrekord. Es gibt von den billigen Absteigen bis zum Luxusresort jegliche Hotelkategorie in der Amüsierstadt. Aber ganz ehrlich: Wenn schon Vegas, dann will man bitte auch da wohnen, wo es kracht und wummert und leuchtet und klingelt. Also am "Strip", wo in den 60er Jahren mit dem "Cesars Palace" das erste Themenhotel eröffnete. Heute gehört es dort zum guten Ton, den Gästen eine Attraktion völlig kostenlos zu bieten. Kein Witz. Die Kommerzstadt, die schon auf dem Flughafen die "einarmigen Banditen" klingeln lässt und in der jedes Jahr an die sechs Milliarden Dollar im Glücksspiel ausgegeben werden, gönnt ihren Besuchern auch etwas, ohne die Hand aufzuhalten.
Da gibt es den Vulkan vor dem "Mirage", die Fontänenshow vor dem "Bellagio", Ritterkämpfe im "Excalibur" oder die Seeschlacht vor dem "Treasure Island"-Hotel. Die irren Achterbahnen, die wie im "New York" oder im "Sahara" durch die Lobby sausen oder am Turm des "Stratosphere" kleben, kosten jedoch ein paar Dollar.
Und das ist längst nicht alles. Im "Mirage" sind die berühmten weißen Tiger von Siegfried und Roy zu bewundern. Auch wenn das Magier-Duo nicht mehr auftritt, ist es in Las Vegas weiter präsent - als Fotomotiv vor ihrem Denkmal am "Strip" oder als Produzenten einer neuen Show. So wie Vegas in den 50ern von "Frankieboy" Sinatra geprägt war, später vom Kitsch-Pianisten Liberace und dann von Elvis Presley, so verkörpern Siegfried und Roy den Übergang zum modernen, familientauglichen Las Vegas mit seinen guten Lokalen, Top-Hotels und den exzellenten Shows. Und Showtime ist hier jederzeit, und irgendwo schmettert immer ein Elvis sein "Viva Las Vegas".