Urlaub am «Ende der Welt»: Apulien lockt mit 300 Sonnentagen
Bari/dpa. - In Rom und Venedig schieben sich Touristenmassen über die Piazzas, in Ligurien und in der Toskana gibt es mitunter «Stau» auf Wanderwegen. In Apulien aber herrscht Ruhe. «Finis terrae», Ende der Welt, nannten die Römer den Stiefelabsatz Italiens.
Heute lockt diese vom Massentourismus noch nicht entdeckte Gegend mit einsamen Ständen entlang der 800 Kilometer langen Küste und mit 300 Sonnentagen im Jahr. In der Region mit ihren Provinzen Bari, Brindisi, Foggia, Lecce und Taranto im äußersten Südosten der Halbinsel finden Ruhesuchende schöne Buchten mit klarem Wasser und viele historische Dörfer. Und auch nach den schweren Waldbränden im Sommer 2008 sind viele schattige Olivenhaine in der Region zu finden.
Eine der Hauptattraktionen von Bari, der Hauptstadt von «Puglia» und Ziel vieler Pilger, ist die Basilika San Nicola aus dem 12. Jahrhundert. In der Krypta liegen die Gebeine des Heiligen Nikolaus von Myra, der im 3. Jahrhundert in der heutigen Türkei gelebt hat. Die Gebeine wurden 1087 von Italienern geraubt und nach Bari gebracht. Noch heute wird jedes Jahr am 9. Mai mit einer Prozession die Ankunft der Schiffe mit den Reliquien gefeiert.
Die Gotteshäuser in Apulien zeugen von der bewegten Geschichte mit Einflüssen aus der orientalischen Freskenkunst, der Gotik und aus dem Barock. Eine der beeindruckendsten Kirchen Apuliens befindet sich in der kleinen Hafenstadt Otranto. In der Kathedrale Santa Maria Annuziata gibt es einen 800 Quadratmeter großen Mosaikfußboden - den größten seiner Art in Europa. Es sind biblische Geschichten wie Adam und Eva oder der Turm von Babel genauso dargestellt wie Tierbilder und Fabelwesen, Sternzeichen, Pflanzen und Ornamente.
Doch nicht nur Kirchen, auch ganze Dörfer ziehen Kulturtouristen an, etwa das Trulli-Dorf Alberobello, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Ganze Viertel sind dort aus den für die Region typischen Rundhäusern mit Schieferdächern gebaut worden.
Wer sich auf dem Land erholen möchte, kann es der britischen Schauspielerin Helen Mirren gleichtun - die Oscar-Preisträgerin hat sich in Apulien eine «Masseria» als Feriensitz gekauft. So heißen die Landgüter, die inmitten von Oliven-, Orangen- und Zitronenhainen liegen. Viele wurden in den vergangenen Jahren in Hotels umgewandelt wie die «Masseria Borgo San Marco» bei Fasano. In den Gemäuern aus dem 10. Jahrhundert lebten einst Mönche.
Die quirlige Küchenchefin Maria führt interessierte Gäste in die Geheimnisse der italienischen Küche ein und zeigt ihnen wie zum Beispiel die für die Region typischen Öhrchen-Nudeln Orecchiette gemacht werden: von einem dicken Teigstrang schneidet Maria dünne Scheiben ab und bringt sie mit dem Daumen in die rundliche Form.
Die Küche Apuliens ist einfach, rustikal, aber köstlich. Die Orecchiette-Nudeln werden traditionell mit einem brokkoliartigen Gemüse oder mit einer Tomatensoße serviert. In den Häfen lassen sich Fischer beobachten, die in bunten Plastikschüsseln Tintenfische so lange hin und herschütteln, bis sich ein weißer Schaum bildet. Durch das lange Schütteln und Klopfen wird das Fleisch weich und zart.
In der Region um Lecce wird deftiges Pferderagout serviert, aus dem Landesinneren kommen frisches Obst und Gemüse sowie cremig zarter Ricotta. Das Olivenöl gehört zu den besten Europas. Auch die Weine Apuliens werden gerühmt. Gemeinsam mit Sizilien ist Apulien die größte Weinbauregion Italiens. Die Halbinsel Salento ist gar eines der ältestens Weinbaugebiete der Welt. Schon vor 3000 Jahren pflanzten hier die Phönizier und Griechen Rebstöcke.
INFORMATIONEN: Italienische Zentrale für Tourismus ENIT, Kaiserstraße 65, 60329 Frankfurt, Telefon 069/23 74 34; Tourismus-Konsortium Apulien, Maximiliansplatz 18, 80333 München, Telefon 089/24 24 39 24.
Internet: www.enit-italia.de
Internet:www.pugliadoc.net