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Ungarn Ungarn: Mit dem Fahrrad staufrei durch Budapest

Von Jan Dube 17.04.2007, 12:22
Sehenswürdigkeiten entlang der Donau in Budapest - der Fluss teilt die ungarische Hauptstadt fast genau in der Mitte.
Sehenswürdigkeiten entlang der Donau in Budapest - der Fluss teilt die ungarische Hauptstadt fast genau in der Mitte. gms

Budapest/dpa. - Noch ist die Stadtkein wirkliches Paradies für Radler, aber auf den neuen Fahrradspurenund -wegen durch die Metropole können auch Touristen prima aufEntdeckungstour gehen.

Sattel einstellen, Helm auf, den Kinnschutz zu, und los geht's:Die Morgensonne blickt mild durch die Platanen und spiegelt sich imgroßen Fluss. Gemächlich geht es auf glatt geteerten Wegen über dieMargareten-Insel, Budapests größte Parkanlage, in Richtung Zentrum.Jogger traben am Ufer entlang, für Autos ist die Insel gesperrt.

Am Südende des Eilands ist die grüne Idylle zunächst vorbei: Hierlärmt die Großstadt. Straßenbahnen, Autos und Busse fahren über dieMargareten-Brücke nach Buda, in die bergige Stadthälfte am Westufer,und ins flache, trubelige Pest auf der Ostseite. Hoch über dem Stromerhebt sich der Burgberg mit der ehemaligen Königsburg. Dahinter ragtder felsige Gellért-Berg aus der Donau - das erste Ziel. Auf derBudaer Seite ist der Radweg am Ufer bestens ausgebaut und wie alleneuen Radrouten mit leuchtend gelben Linien markiert.

Nun heißt es in den ersten Gang schalten und beharrlich treten.Der Gellért-Berg mit der Freiheitsstatue auf dem Gipfel ist 235 Meterhoch. Oben, an der ehemaligen Zitadelle, steigen Japaner, Chinesenoder Italiener nach bequemer Anfahrt aus ihren Reisebussen, knipsenGruppenfotos und kaufen Stickdecken. Oder sie genießen gemeinsam mitdem Radler einfach die Aussicht auf den Burgberg - das nächste Zielder Route.

Hinunter geht es zügig. Dann geht es kurze Zeit später wiederbergan, auf den weniger hohen Hügel mit dem historischen Burgviertel,das seit 1987 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Hier finden sichTouristenmagneten wie die Matthias-Kirche und die Fischerbastei. Zeit für eine Mittagspause: Der hungrige Budapest-Entdecker suchtsich ein Café mit Stühlen in der Sonne, bestellt sich ein großesStück Torte, dazu einen Milchkaffee, und studiert auf dem Stadtplandie eingezeichneten Radwege.

Ein Stück entfernt steht ein knappes Dutzend Leute mit Helmen aufdem Kopf. Sie haben sich auf den Lenker ihrer Citybikes gestützt undhören einem Mann zu. Gábor Rapaport ist 33 Jahre alt undFremdenführer. Er erzählt seiner Gruppe auf Englisch Daten undAnekdoten aus der Geschichte des Burgviertels.

«Budapest erlebt gerade einen richtigen Fahrrad-Boom», erzähltRapaport. Der Pedalo-Trend geht auch an den Touristen nicht vorbei:Rapaport ist seit 2005 mit seinem Unternehmen «budapestbike.hu» amStart und organisiert täglich mindestens eine Fahrradtour fürHauptstadt-Besucher. Die Zahl der Radfahrer in der Stadt hat sichallein von 2005 bis 2006 verdoppelt. Diesen Anstieg hat dieStadtverwaltung ermittelt. Sie hat im vergangenen Jahr 30 Kilometerneue Radwege geschaffen, 161 Kilometer sind es nun insgesamt imStadtgebiet.

Ambitionierte Radler ohne Gruppenzwang könnten nach der Torte nochzwei Kraftriegel einschieben und den nächsten Hügel von Buda inAngriff nehmen. Da wäre zum Beispiel der János-Berg, immerhin 527Meter hoch: Durch die besten Wohngegenden der Stadt, wo sich Villenmit Türmchen und verspielten Erkern an den Hang schmiegen, schlängeltsich die Straße in Serpentinen nach oben. Für den Anstieg sind guttrainierte Oberschenkelmuskeln nötig. Für alle «Normalo-Radtouristen»gibt es eine gute Nachricht: Auf den János-Berg fährt auch eine Bahn.

Das war Buda, jetzt kommt Pest. Über die Kettenbrücke geht es aufdie andere Donauseite. Pest ist der größere, lebendigere Teil derHauptstadt. Einen Abstecher wert ist das mächtige, neugotischeParlamentsgebäude, eines der Wahrzeichen von Budapest. Weitere Zielesind das jüdische Viertel und die Markthalle am Donau-Ufer.

Einige bequeme Strecken gibt es auch in Pest: Auf dem BoulevardAndrássy út etwa geht es von der Innenstadt schnurgerade in RichtungStadtwäldchen. Die Route hat eine eigene Radspur, es gibt sogarRadfahrer-Ampeln. Das Stadtwäldchen allein ist einen Tagesausflugwert: Dort sind der Zoo, die Kunsthalle, der historische Heldenplatz,das Széchenyi-Thermalbad und viele grüne Wiesen zum Faulenzen.Informationen: Ungarisches Tourismusamt, Lyoner Straße 44-48,60528 Frankfurt (Kostenloses Info-Telefon: 00800/36 00 00 00).