Turnen Turnen: Talent auf dem Sprung
Halle/MZ. - "Der Kopf ist nicht nur zum Haare-Gelen da." Ein wenig knurrig klingt es, als Hubert Brylok von seinem Schützling Michael Sawatzki im Training mehr Konzentration fordert. Doch zugleich blitzt der Schalk in den Augen des Turntrainers, so dass der 16-jährige Meisterschüler weiß, wie er den Hinweis seines Lehrers einzuordnen hat. "Ab und zu muss man die Jungen wieder runterholen und aufpassen, dass sie nicht abheben", seufzt der frühere Weltklasseturner, der mit Sebastian Faust den Nachwuchs beim SV betreut.
Turnerisch habe der Micha eine gute Entwicklung genommen, bestätigt Brylok. Deshalb wurde der Sportschüler auch mit seinem ersten Bundesliga-Einsatz im Mitteldeutschen Turnteam am Wochenende gegen Bayern München belohnt. "Das war schon was, mit Männern wie dem WM-Dritten Marcel Nguyen oder unserem Matthias Fahrig zu turnen", wertet Sawatzki seine Berufung als Ansporn. "Damit hatte ich nicht gerechnet, weil ich diese Saison nicht gemeldet war und erst nachträglich ins Team genommen wurde."
Als deutscher Vizemeister der Junioren beim Sprung und an den Ringen hatte er im Frühjahr schon einmal aufhorchen lassen. Diese Geräte sind die Stärken des SV-Talents. "In der Auswahl gelten gerade diese als Schwachstellen, was Michas Chancen nur noch erhöht", weiß Brylok. Als nächstes peilt sein Turner die Qualifikation für den Nachwuchs-Länderkampf gegen Frankreich, Großbritannien und Gastgeber Schweiz an, und 2008 dann die Junioren-EM.
Bis dahin gibt es allerdings noch viel zu tun. "Nach unserem Hallen-Umbau müssen noch Defizite vor allem im Grundlagenbereich aufgearbeitet werden", sagt Brylok und verweist darauf, dass durch die langen Wege zwischen der Schule in Kröllwitz und der Turnhalle in der Kochstraße viel Zeit verloren geht. "Gerade unsere Sportart ist sehr aufwendig und erfordert hohe Trainingsumfänge." Die Schule ist auch der Grund, warum der Coach überlegt, seinem Youngster beim nächsten Liga-Wettkampf eine Pause zu gönnen. Denn dieser ist Sonntagabend in Stuttgart. Die nächsten Wochen werden auch so genug Herausforderungen für den Jungen mitbringen, der seit dem Kindergarten turnt und in Fabian Hambüchen sein Vorbild sieht. Dabei kann er auf seine Familie zählen: Seine Eltern und die Schwester sind nämlich seine größten Fans.