Turn-WM Turn-WM: Durchwachsener Auftritt der DTB-Frauen
Aarhus/dpa. - Nicht weniger als sechsMal mussten die deutschen Frauen das Gerät verlassen, einzig die Neu-Deutsche Oksana Tschussowitina behielt den Kopf oben und ließ sichvon der Sturzserie nicht verrückt machen.
Die frühere Usbekin, die erst in der Vorwoche ihren deutschen Passerhalten hatte, war trotz nicht fehlerfreien Auftritten an allen vierGeräten die mit Abstand beste deutsche Turnerin (59,075). «Unserejungen Mädchen müssen lernen, viel ruhiger in den Wettkampf zu gehen,so wie es Oksana vormacht. Aber ich falle nicht aus allen Wolken überdas Ergebnis, vieles hatte sich in der letzten Trainingswoche schonangedeutet», beklagte Ulla Koch und zog für sich schon ersteSchlussfolgerungen: «Was bisher noch mit einem Augenzwinkern abgetanwurde, wird es mit Blick auf die WM in Stuttgart nicht mehr geben.Vor allem an der Trainingshärte müssen wir arbeiten.»
Mit 222,125 Punkten wurde durch die Serie der Unsicherheiten trotzPunktebringerin Tschussowitina die Zielvorgabe der Trainerin von 223Zählern verfehlt. Welcher Platz damit erreicht werden kann, stehterst am Dienstagmittag fest. Bei Halbzeit rangieren die Deutschen nurauf Platz zehn, damit droht ihnen eine der schlechtesten Team-Platzierungen in der WM-Historie.
«Wahrscheinlich war es noch nie so einfach, unter die Top 12 zukommen. Für uns hatte ich Platz 15 ausgerechnet, aber diese Chancehaben wir wohl vergeben», meinte Ulla Koch. Vor allem die WM-Achteund deutsche Mehrkampf-Meisterin Daria Bijak aus Köln war nachriesigem Trainingsrückstand wegen einer Knie-Operation im Juli undzwei Fußverletzungen vor der WM nur ein Schatten ihrer selbst. «Ichweiß, ich habe zu viele Fehler gemacht. Aber ich kann nicht immerperfekt sein», meinte sie mit einem Lächeln, das aber nur ihre Tränenunterdrücken sollte.
Die 31-jährige Tschussowitina soll nun als Leitfigur die jungenDeutschen zu den Olympischen Spielen nach Peking führen. 1992, alssie mit dem GUS-Team Weltmeisterin war, war eine deutsche Frauen-Riege zum letzten Mal bei Olympia dabei. «Sie ist ein Joker für unserTeam», meinte Kim Bui (Tübingen), die noch einen halbwegs zufriedenstellenden Mehrkampf zeigte. Neben dem Mehrkampf-Finale könnte«Tschusso» in Aarhus auch den Einzug in den Medaillenkampf am Sprungschaffen. Zwar brachte sie ihren beiden Sätzen nicht perfekt in denStand, erzielte aber mit 15,025 Zählern einen Spitzenwert an demGerät, an dem sie 2003 Weltmeisterin war und im Vorjahr WM-Silbergewonnen hatte. Bei Halbzeit lag sie damit an ihrem Paradegerät aufPlatz drei.
In der Teamwertung führt mit großem Vorsprung das Weltmeister-Teamder USA um Mehrkampf-Titelverteidigerin Chellsie Memmel, die mit61,35 Zählern die Vierkampf-Konkurrenz dominiert. Mit 243,325 Punktenlegten die US-Girls eine Riesen-Distanz zwischen sich und dennächstplatzierten Teams aus Australien (231,700) und Brasilien(230,475).