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Triathlon Triathlon: Liebe öffnet Tür zu Olympia

Von GOTTFRIED SCHALOW 28.09.2010, 20:11

HALLE/MZ. - Thomas Springer ist waschechter Hallenser. Vor 25 Jahren und zehneinhalb Monaten wurde er hier geboren. Hier hat er sein berufliches Standbein als Masseur und medizinischer Bademeister in der Klinik Bergmannstrost. Hier, so versichert er glaubhaft, wird sich auch weiterhin ein wesentlicher Teil seines Lebens abspielen. So viel zum Thema Heimatverbundenheit. Die wird auch durch Umwege nicht erschüttert. Schon gar nicht, wenn diese logisch und erfolgversprechend daherkommen. Thomas Springer hat sich für einen Umweg entschieden. Ab sofort ist er nicht nur Hallenser und deutscher Staatsbürger, sondern auch Österreicher. Für die Alpenrepublik will er auch bei den Olympischen Spielen 2012 in London im Triathlon an den Start gehen. Nicht ausgeschlossen, dass er dort "ein ganz großes Ding rauslässt". Das ist Springers Lieblingsspruch.

Es dreht sich alles um Veronika und die Liebe. "Im letzten Winter war ich in Salzburg im Trainingslager. Dort habe ich Veronika im Kaffeehaus kennengelernt. Es hat sofort gefunkt zwischen uns. Seitdem reifte der Gedanke, eine zweite Staatsbürgerschaft anzunehmen", erzählt Thomas Springer.

In Deutschland hat er eine vorzeigenswerte sportliche Erfolgsbilanz, war 2009 Meister der Eliteklasse, zuvor Mannschafts-Europameister mit dem Junioren-Team und nicht zuletzt 2001 Sportler des Jahres in Halle. Aber er wurde auch immer durch Verletzungen und Krankheiten zurückgeworfen, immer zur Unzeit. Das Pfeiffersche Drüsenfieber mit sechs Monaten Krankenhausaufenthalt, eine Nervenwurzelentzündung im Rückenmark, das so genannte Guillain-Barré-Syndrom und zuletzt ein Muskelfaserriss sind nur Auszüge aus seiner Kartei der Leiden.

Der ohnehin starken Konkurrenz in Deutschland mit Olympiasieger Jan Frodeno und den Ironman-Gewinnern Thomas Hellriegel, Normann Stadler und Faris Al-Sultan konnte er so zumindest auf Dauer nicht die Stirn bieten. Springer war fair genug, zu akzeptierten, dass "die natürlich immer einen Bonus haben und erste Wahl sind", wenn es um die Zusammenstellung der Nationalmannschaften geht. Ohne zu Murren ging Springer jedes Mal durch die Qualifikationsmühlen und verzettelte sich dabei oft. "Ich musste immer wieder erst die Normzeiten im eigenen Land schaffen. Da fehlte dann oft die Kraft für den Weltcup", sagt Springer. Und meint auch die finanzielle Seite: "Ich bin Profisportler, bin darauf angewiesen, dort zu starten, wo es Geld zu verdienen gibt." Das führte zur Vielstarterei. Ob das auch ein Grund für seine Verletzungs- und Krankheitsanfälligkeit ist, lässt sich medizinisch weder beweisen noch ausschließen.

Springer könnte es nun einfacher haben. Bei den Österreichern, deren beste Triathleten an guten Tagen bei Weltcup-Rennen mal auf die Plätze 15 bis 20 vorlaufen, ist er nun gesetzt. "Der Ministerrat in Österreich hat meine sportliche Einbürgerung unterstützt und als dringendes sportliches Erfordernis eingestuft. Deshalb ging es dann relativ schnell", erzählt Springer voller Stolz. Trainiert wird Springer weiterhin vom Holländer Louis Delahaye, dazu jetzt auch vom Österreicher Robert Michlmayr, der Markus Rogan zum Schwimm-Weltstar gemacht hat.

So weit zu Österreich. Wie aber geht es nun mit seiner Heimatstadt weiter? Springer schmunzelt: "Im Moment leben wir abwechselnd in Salzburg und Halle. Irgendwann werden wir wohl eine Münze werfen, wer den Zuschlag als Hauptwohnsitz bekommt." Auf jeden Fall hat er seiner Veronika, Mathematik- und Geografielehrerin und in Österreich mit sagenhaften neun Wochen Sommerferien gesegnet, schon die schönsten Ecken in Halle gezeigt und ihr verraten, dass es ihre geliebten Mozartkugeln sogar schon auf dem Hauptbahnhof gibt. Schlusswort Thomas Springer:"Sie war begeistert." Klingt nach Vorteil für Halle.