Triathlon Triathlon: Ein Martyrium in drei Akten
Halle/MZ. - Manfred Hilpert liebt das Extreme. Wenn seine Muskeln unermüdlich arbeiten, der Schweiß fließt und er das Gefühl hat, das Letzte aus sich herauszuholen, kann der 55-Jährige den Alltagsstress hinter sich lassen. Am Sonntag stellt sich der Chef eines halleschen Ingenieurbüros in Frankfurt (Main) der hohen körperlichen und auch mentalen Herausforderung, die Ironman Germany heißt. Gemeinsam mit 2 500 anderen Triathleten aus aller Welt schwimmt der Hobbysportler vom SV Halle 3,8 Kilometer durch den Langener Waldsee, fährt anschließend 180 Kilometer auf seinem Rad und läuft zu guter Letzt noch einen Marathon.
Zum neunten Mal unterzieht sich Hilpert diesem Martyrium in drei Akten. "Dieser Sport ist für mich wie ein Ventil", sagt der "Eisenmann". Viele Jahre hatte der frühere Handballer nichts gemacht. Über den Marathon fand er 2002 schließlich wieder zurück zum Sport. Schon ein Jahr später absolvierte er in Roth seinen ersten Triathlon auf der Langdistanz. "Der Ausdauerdreikampf ist sehr vielseitig. Und er entspricht meiner Mentalität", hat Hilpert erkannt. Letztes Jahr erlebte er als Ironman seinen Ritterschlag auf Hawaii. Und obwohl sich damit ein Traum erfüllte, empfand er den Wettkampf wegen der für ihn gestoppten gut 13 Stunden als Desaster. "Mein Job hatte mir im Vorfeld zu wenig Zeit fürs Training gelassen", erklärte Hilpert. Bauplanungen, Gutachten, Statik-Berichte fesseln ihn viele Stunden am Tag an seinen Schreibtisch. Die Situation hat sich nicht geändert. Deshalb nimmt er sich diesmal auch nicht die Hawaii-Qualifikation vor. Denn nur die beiden Schnellsten der Altersklasse 55-59 erhalten in Frankfurt einen Startplatz für die inoffizielle WM. "Das ist nicht realistisch", weiß Hilpert, der an der Strecke von seiner Frau Gabriele unterstützt wird.
In Frankfurt muss Hilpert sich allein durchkämpfen. Denn sein Vereinskollege und gelegentlicher Trainingspartner Torsten Erfurt startet zwei Wochen später mit den drei USV-Triathleten Thomas Weiß, Moritz Heinroth und Katharina von Koch beim Ironman in Lake Placid. Der Chef eines mittelständischen Unternehmens für Tiefbauplanung hofft, bei dem nicht ganz so stark besetzten Wettkampf zum zweiten Mal das Hawaii-Ticket lösen zu können. "Ich hatte mir letztes Jahr auf Kailua Kona vorgenommen, vor Einbruch der Dunkelheit ins Ziel zu kommen. Das ist mir nicht gelungen. Deshalb muss ich da ganz einfach noch einmal hin", sagte Erfurt, der Langdistanz-Triathlon vor allem als mentales Training sieht.
Zu den Triathleten, die den Ironman am 13. Juli in Roth favorisieren, gehören die Adlers. Vater Jürgen absolviert den Wettkampf mit seinem Sohn Kersten, der letztes Jahr wegen einer Schienbeinverletzung aussteigen musste. "Da ist noch eine Rechnung offen. Diesmal werde ich finishen", sagt der 30-jährige Fitnesstrainer, der früher in der Bundesliga auf der olympischen Distanz eine Menge Erfahrungen sammeln konnte.