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Trainingslager Trainingslager: Bayern-Profis kämpfen um Plätze und Verträge

Von Klaus Bergmann 07.01.2005, 15:53

Dubai/dpa. - Im warmen Dubai wird das Klima beim FC BayernMünchen rauer. Zwei Wochen vor dem Rückrundenstart gegen denHamburger SV kämpfen 25 Profis im Trainingslager am Arabischen Golfum die elf Plätze in der Startelf und sieben auf der Bank. «Ich denkenicht, dass der Konkurrenzkampf beim FC Bayern schon mal so hart war.Jedes Trainingsspielchen ist sehr hart», sagte NationalspielerSebastian Deisler schon am zweiten Tag des Verdrängungskampfes.

Dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge wird schon ganzunwohl bei dem Gedanken, «dass demnächst vielleicht sieben Spielerneben mir auf der Tribüne sitzen». Das schafft Probleme. «Es kannschon sein, dass der Teamgeist leidet, wenn so viele Spieler dasind», meinte Deisler. Manager Uli Hoeneß rechnet jedoch damit, dassder eine oder andere während oder nach dem Aufenthalt in Dubai zu ihmkommen wird und eventuell doch noch den Verein verlassen möchte,«weil er bei uns wenig Chancen sieht, zum Einsatz zu kommen».

Der erste ist Tobias Rau. Die überraschende Rückkehr von BixenteLizarazu hat den Nationalspieler «knallhart» getroffen. 2005 wollteder 24-Jährige eigentlich nochmal angreifen beim Rekordmeister, «dochjetzt sind meine Chancen sehr gesunken». Rau zieht bereits einverbittert klingendes Fazit nach 18 Monaten beim FC Bayern: «ImProfifußball wird keine Rücksicht genommen, und da wird dir auchnicht geholfen.» Der Verteidiger denkt nun doch an einen Wechsel. Derschon vor Weihnachten interessierte Bundesliga-Aufsteiger 1. FCNürnberg «wäre eine gute Wahl für mich», sagte er. Zumal er dort denTrainer hinter sich wüsste. Wolfgang Wolf machte ihn in Wolfsburg zumBundesligaspieler. «Der Trainer wäre ein Riesenplus», bemerkte Rau.

Bis auf den langzeitverletzten Andreas Görlitz (Kreuzbandriss) undRau kämpfen in Dubai ansonsten alle versessen um die Gunst von FelixMagath. Dessen Anforderungen kennen die Stars inzwischen. «DerTrainer verlangt in jedem Training, dass man Gas gibt», so Deisler.Am Freitag ließ Magath sie frühmorgens erst zum Zirkeltrainingantreten, «und als wir danach dachten, jetzt laufen wir aus», sahsich nicht nur Deisler getäuscht: Es folgten noch Ausdauerläufe. Eshätte allerdings auch noch schlimmer kommen können. Morgens um siebenwar vor dem Mannschaftshotel der Dubai-Marathon gestartet worden.

Hängen lassen kann sich eben keiner. Denn neben Deisler wollenauch Mehmet Scholl (Jochbeinbruch), Willy Sagnol (Bänderriss), RoqueSanta Cruz (Knie-Operation) und sogar der seit fast zwei Jahrenpausierende Stürmer Alexander Zickler (drei Schienbein-Brüche) nachVerletzungen unbedingt ins Team zurück. Und auch ein Jungstar wiePaolo Guerrero (20) meldet nach fünf Joker-Toren in der HinrundeAnsprüche an: «Ich will Stammspieler werden.» Da ist für verdienteProfis wie Thomas Linke und Jens Jeremies oder Millionen-Einkäufe wieMartin Demichelis und Vahid Hashemian ein Tribünenplatz näher alseiner auf dem Feld. Sogar Bank-Plätze sind beim FC Bayern begehrt.

Hinzu kommt, dass sechs Spieler gleichzeitig um neue Verträgekämpfen. Am 30. Juni laufen bei Kuffour, Kovac, Linke, Scholl, ZéRoberto und Zickler die Arbeitspapiere aus. Die wenigsten dürftenverlängert werden, da der Kader auf 22 Profis schrumpfen soll. VielArbeit für den Manager, wie Hoeneß bestätigt: Scholl habe ihn um einGespräch in Dubai gebeten, mit dem Berater von Robert Kovac hat ersich nach der Rückkehr verabredet. Auch Zé Roberto würde gerneverlängern, sagte Hoeneß: «Aber das ist kein dringendes Problem.»

Gerade der Brasilianer müsste große Einbußen in Kauf nehmen, dennsein Vertrag stammt noch aus der Hochzeit der Fernseh-Millionen. «DieZeiten dieser Verträge sind vorbei», betonte Hoeneß. Auch beim Krösusder Bundesliga muss gespart werden. «Das geht nur, indem man dieGehälter nach unten bringt», so Hoeneß. Raue Zeiten beim FC Bayern.