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Trainerlegende Trainerlegende: Jörg Berger ist tot

24.06.2010, 17:30

Hamburg/dpa. - Nach acht langen Jahren im Kampf gegen den Krebsist «Fußball-Feuerwehrmann» Jörg Berger im Alter von 65 Jahrengestorben. Der Trainer sei «nach schwerer Krankheit und großartigemKampf am 23. Juni im Kreise seiner Familie friedvoll eingeschlafen»,teilte der Rowohlt-Verlag am Donnerstag mit. In dem Verlag war imvergangenen Jahr Bergers Biografie «Meine zwei Halbzeiten: Ein Lebenin Ost und West» erschienen. 1979 war Berger aus der DDR geflohen.

«Ich war immer ein Kämpfer, das hat mir wahnsinnig geholfen, wasmeine Krankheit angeht», hatte Berger während einer Lesereise zurVorstellung seiner Biografie im vergangenen Jahr berichtet. Mitseinen öffentlichen Auftritten hatte der Wahl-Düsseldorfer nicht nursich, sondern auch fremde Menschen im Kampf gegen die heimtückischeKrankheit mobilisiert und ihnen Kraft gegeben. 2002 hatte er sichwegen eines Darmtumors einer Operation unterziehen müssen. 2005folgte eine weitere Operation.

«Der deutsche Fußball verliert in Jörg Berger einen großartigenMenschen und Fußballlehrer, der sein großes Können bei vielenVereinen in Deutschland und dem Ausland unter Beweis gestellt hat»,sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Liga-Präsident Reinhard Rauballhob hervor, dass Berger «zu den Protagonisten einer Trainergildezählte, die seriös und erfolgreich gearbeitet hat».

Im Fußball hatte der Grenzgänger Berger seinen Ruf als«Feuerwehrmann» weg. Wenn auch immer ein Bundesligist vor dem Absturzin die 2. Liga stand, wurde der Name Berger ins Spiel gebracht. Dereinstige Trainer der DDR-Jugendauswahl wurde als Motivationskünstlergepriesen, als ein Trainer, der Mannschaften begeistern und aus einemTief holen konnte.

Genau diese Fähigkeiten waren gefragt, wenn ein Verein rasant aufTalfahrt Richtung Zweite Liga war. Dann wurde Berger geholt, um zuretten, was zu retten war. Zweimal bewahrte er Eintracht Frankfurtvor dem tiefen Fall; auch der 1. FC Köln und Schalke 04 hatte demgebürtigen Pommern ihren Verbleib im Fußball-Oberhaus zu verdanken.

«Der Ruf des Retters hat mich zunächst gestört, aber es istbesser, ein Image zu haben als keins», sagt er. Nicht immer ging dieFeuerwehr-Aktion gut. Bei seiner letzten Trainerstation imvergangenen Jahr blieb ihm nicht genug Zeit, um Arminia Bielefeld zuretten. Lediglich wenige Tage vor dem letzten Bundesliga-Spielverpflichtet, konnte auch Berger den Schalter nicht mehr umlegen.Bielefeld stieg ab - und Berger beendete sein Kurzzeit-Engagement.

«Arminia Bielefeld trauert um einen Freund», sagte Arminia-Geschäftsführer Ralf Schnitzmeier. «Jörg Berger war ein markantesGesicht des deutschen Fußballs», betonte Erik Meijer, Sportdirektorvon Zweitligist Alemannia Aachen. «Sein Tod ist ein großer Verlustfür uns alle», meinte Aachens-Präsident Alfred Nachtsheim. «Er wareiner der großen deutschen Trainer.» Berger trainierte die Alemanniavon Oktober 2001 bis 2004 und führte sie ins DFB-Pokalfinale.

Gern hätte der Absolvent der renommierten Deutschen Hochschule fürKörperkultur in Leipzig eine Mannschaft über längere Zeit betreut, umallen zu beweisen: Ich kann auch anders. Zumeist aber wurde dem«Feuerwehrmann» nach erfolgreicher Brandlöschung der Stuhl vor dieTür gesetzt. Immerhin hat er zwei dritte Ränge mit EintrachtFrankfurt (1990) und Schalke 04 (1996) auf der Haben-Seite.

Einen Mordanschlag der DDR-Staatssicherheit, die ihm die«Republik-Flucht» 1979 nie verzieh, hatte er 1986 überlebt. Den seitacht Jahren andauernden Kampf gegen den Krebs konnte der Vater dreierKinder jedoch nicht gewinnen.