1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Tourismus: Tourismus: Ägypten will mit Jesus neue Besucher anlocken

Tourismus Tourismus: Ägypten will mit Jesus neue Besucher anlocken

Von Ulrike Koltermann 29.08.2005, 08:39
Gläubige der koptischen Kirche in Ägypten bei einer Karfreitagsmesse. Die koptischen Christen machen in Ägypten etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus. Das Land will Touristen neuerdings nicht nur mit seinen Tempeln, Pyramiden und Tauchparadiesen anlocken, sondern auch mit christlichen Pilgerstätten. (Foto: dpa)
Gläubige der koptischen Kirche in Ägypten bei einer Karfreitagsmesse. Die koptischen Christen machen in Ägypten etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus. Das Land will Touristen neuerdings nicht nur mit seinen Tempeln, Pyramiden und Tauchparadiesen anlocken, sondern auch mit christlichen Pilgerstätten. (Foto: dpa) EPA

Kairo/dpa. - Fromme Pilger auf den Spuren Jesu hat es bisher vor allem nachBethlehem, Nazareth und Jerusalem gezogen. Dass der Religionsstifterdes Christentums auch einige Zeit in Ägypten verbracht haben soll,hat bislang nur wenige christliche Pilger in das Land der Pyramidenund Tempel gebracht. «Die christliche Geschichte unseres Landes istbislang sehr vernachlässigt worden», sagt Mounir Ghabbour, der einenFilm mit dem Titel «Die Heilige Familie in Ägypten» produziert hat.

Das Neue Testament enthält nur einen knappen Hinweis auf denAufenthalt Jesu in Ägypten: Kurz nach seiner Geburt sei die Familiedorthin geflohen, um dem Kindermord des Königs Herodes zu entkommen,heißt es im Matthäus-Evangelium. Historisch betrachtet ist das nichtsehr wahrscheinlich. Die Episode wurde vermutlich eingefügt, um eineliterarische Verbindung zum Alten Testament herzustellen, wo vomAuszug Israels aus Ägypten berichtet wird.

Dennoch hatte die Vorstellung, dass Jesus als Kleinkind in Ägyptenwar, eine Fülle wundersamer Anekdoten über diese Reise zur Folge. Siefinden sich sowohl in den «Kindheitsevangelien», die nicht zur Bibelgehören als auch in der mündlichen Tradition der koptischen Christenin Ägypten. An vielen Orten in Ägypten lassen sich mehr oder wenigerskurrile Hinweise darauf finden.

So gibt nördlich von Kairo bei Tel Basta eine Art archäologischeTrümmerstätte, deren Verwüstung dem jungen Jesus zugeschrieben wird.Als die Heilige Familie auf ihrer Flucht durch den Ort kam, hättendie Statuen ägyptischer Gottheiten das Kind als Sohn Gottes erkanntund seien deswegen von selbst umgefallen, berichtete die christlicheLegende. Jesus hat sich nach diesen Erzählungen also schon in jungenJahren als Wundertäter profiliert.

An anderen Orten in Ägypten gibt es einen Stein mit dem FußabdruckJesu zu sehen, eine Palme, die sich zum Boden geneigt haben soll, alsJesus Datteln essen wollte, und einen Garten, wo die Heilige Familiezum Schutz vor den Verfolgern in ein Spinnennetz eingewoben wurde.«Wir möchten Touristen ermuntern, sich außer den Tempeln und Moscheenauch die christlichen Stätten in Ägypten anzusehen», sagt Ghabbour,der selbst Kopte ist. Die Kopten machen in Ägypten etwa etwa zehnProzent der Bevölkerung aus. Ihre Kirchen, Klöster, Bibliotheken undIkonen zeugen von einer reichen Kultur, die bis in die Anfänge desChristentums zurückreicht.

«Die christlichen Stätten in Ägypten sind uns genau so wichtig wiedie pharaonischen und muslimischen», betont Zahi Hawass, der Chef derAltertumsbehörde in Kairo. Für den Filmemacher Ghabbour sind dieErzählungen von der Flucht der Heiligen Familie ein gutes Mittel zumZweck, um mehr Menschen für diese weniger bekannte Seite Ägyptens zuinteressieren. «Als nächstes plane ich einen Kinofilm, der Jesus inÄgypten zeigt», sagt er. Über die Darsteller der Heiligen Familiehabe er sich jedoch noch keine Gedanken gemacht.