Tour de France Tour de France: Fünfzehn Deutsche heiß auf Tourstart

Lüttich/dpa. - Rekorde liegen in der Luft, wenn am Samstag um16.00 Uhr die 91. Tour de France in Lüttich gestartet wird. LanceArmstrong will sich am 25. Juli auf den Pariser Champs Elysees nachinsgesamt 3429 km als erster Sechsfach-Sieger in der 101-jährigenTour-Geschichte feiern lassen - und dann trotz gegenteiligerBeteuerungen vermutlich zurücktreten. Sein vermeintlich härtesterWidersacher Jan Ullrich, der Armstrong schon drei Mal unterlag, willauf jeden Fall vermeiden, mit Joop Zoetemelk gleichzuziehen. DerNiederländer hält mit sechs zweiten Plätzen die Bestmarke derKategorie «knapp daneben». Der Olympiasieger ist ihm mit einem Sieg(1997) und fünf zweiten Platzen hart auf den Fersen. RichardVirenque, Hauptdartsteller der Skandal-Tour 1998 und Spät-Geständigerin Sachen Doping, will als Erster zum siebenten Mal das Berg-Trikot.
«Jan ist so stark wie 1997», sagte Ullrichs persönlicher BetreuerRudy Pevenage, der der Tour zwar nicht im Mannschafts-Wagen, aber als«ARD-Experte» wenigstens im TV-Begleitmobil folgen darf. Auch ertippt auf ein erneutes Duell. Doch diesmal scheinen die Chancengrößer denn je, dass daraus leicht ein Mehrkampf werden könnte. DieKonkurrenz - die Spanier Iban Mayo (Euskatel), Roberto Heras (LibertySeguros) und Oscar Sevilla (Phonak) sowie Tyler Hamilton (USA/Phonak)und Ivan Basso (Italien/CSC) - hat aufgeholt.
Die beiden Tour-Patrone, im Vorjahr in Paris nur um 61 Sekundengetrennt, sind gut beraten, nicht nur auf sich zu achten. Ullrichwirkt nach den überwundenen Schwierigkeiten in seiner Vorbereitungstark und motiviert wie zu allerbesten Zeiten und Armstrong ausverschiedenen Gründen vielleicht nicht mehr so außerirdischüberlegen. Das Mannschafts-Zeitfahren auf der 4. Etappe, die Alpen-Abschnitte mit dem Bergzeitfahren nach L'Alpe d'Huez am 18. Tag alsHöhepunkt und das Zeitfahren am vorletzten Tag in Besancon gelten alsdie Schlüsselstellen der Tour 04. «Die letzten acht Tage werdenhammerhart», prophezeit Ullrich.
Der geheilte Krebspatient Armstrong («Verlieren ist wie Sterben»)hat zuletzt viel mitmachen müssen. Das Enthüllungs-Buch «L.A.Confidential - Die Geheimnisse des Lance Armstrong», in dem seineehemalige Pflegerin Emma O'Reilly als Doping-Kronzeugin herhaltenmuss, setzte dem 32-Jährigen offensichtlich arg zu. Zumal auch durchdie Veröffentlichung garantiert ist, dass Armstrong das Doping-Themaauch bei dieser Tour verfolgen wird. Davor dürften ihn auch kaum dieStar-Anwälte schützen können, die der Seriensieger gegen die Autorenund den Verlag eingeschaltet hat. Und wohl auch nicht die beiden vomfranzösischen Innenministerium gestellten Bodyguards.
Als die Vorwürfe bekannt wurden, die in das trübe Frühjahr mitzahlreichen anderen Doping-Anklagen und dem Drogentod Marco Pantanispassten, offenbarte Armstrong ungeahnte Schwächen. Die Dauphiné-Rundfahrt Mitte des Monats, bei der er sich in den vergangenen beidenJahren als Sieger letzte Sicherheiten für die Tour geholt hatte,verlor er eindeutig gegen Mayo. Ob es nur ein Bluff war, wie Ullrichmeint, wird sich zeigen. Der T-Mobile-Kapitän, der den Verlust desverletzten Alexander Winokurow verkraften muss, tut jedenfalls gutdaran, mit einem Armstrong der Güteklasse 1A zu rechnen.
Unterhalb der Ebene des Kampfes um das Gelbe Trikot ringen die indiesem Frühjahr so starken Jens Voigt (Berlin) im CSC-Team sowieFabian Wegmann (Münster) bei Gerolsteiner aussichtsreich umAchtungserfolge und Etappensiege. Auf Tageserfolge spekulierenzunächst in den ersten zehn Tagen natürlich auch die Sprinter ErikZabel (Unna) und sein früherer Team-Kollege Danilo Hondo(Cottbus/Gerolsteiner). Allerdings stehen sie vor einem schierunüberwindbaren Hindernis: Alessandro Petacchi. Der Italiener gewannbeim vergangenen Giro neun Etappen, bei der letzten Tour vier.
«Wir müssen kleinere Brötchen backen», erkannte Zabel, der sichkaum berechtigte Hoffnungen auf sein siebentes Grünes Trikot machenkann, sich aber sehnlichst seinen insgesamt 13. Etappensieg wünscht.Vier Tage nach dem Tourstart, zu dem am Samstag mit 15 deutschenTeilnehmern aus sechs Teams so viel wie noch nie von der Prolog-Ramperollen werden, wird der Weltranglisten-Zweite 34.
