Tour de France Tour de France: Frankreich freut sich und sein Held Virenque weint

Figeac/dpa. - Die Nation jubelte, ihr Held weinte nach seinerTriumphfahrt durch das Zentralmassiv. Sein insgesamt siebterEtappensieg bei der Tour de France, noch dazu am französischenNationalfeiertag, übermannte den 34-jährigen Richard Virenque ähnlichwie sein Tour-Ausschluss vor sechs Jahren. Seinen bemerkenswertenErfolg nach einer 202 Kilometer langen Alleinfahrt, die er nach 35 kmmit Axel Merckx gestartet hatte, widmete der Bergspezialist mit derdunklen Vergangenheit seiner Großmutter und dem ebenfalls kürzlichverstorbenen Joel Chabiron. Virenque würdigte den Mitbegründer derFestina-Mannschaft am Mittwoch mit tränenerstickter Stimme.
Festina - das ist das Trauma des in Casablanca geborenen und inder Schweiz lebenden Virenque. Der einstige Mannschafts-Kapitän dernicht mehr existierenden Formation, die für systematisches Dopingstand, ist der letzte große «Überlebende» des Tour-Skandals von 1998.Bis zu seinem Geständnis im Doping-Prozess 2001 in Lille hatteVirenque jahrelang gelogen und sich auch nicht gescheut, ein Buch(«Meine Wahrheit») zu veröffentlichen.
Andere Autoren und Festina-Insider hatten ihn längst des Dopingsangeklagt. In Lille gab Virenque alles zu und outete sich als eineArt Testperson für fast jede erdenkliche Doping-Substanz. In diesemZusammenhang erschien auch sein zweiter Platz 9:09 Minuten hinter JanUllrich 1997 in anderem Licht.
Aber neue Zweifel waren nach Virenques Gala-Fahrt ins Bergtrikot,das er in Paris zum siebten Mal tragen will (Rekord), in Frankreichnicht angebracht. «Virenque mit ganzem Herzen», titelte die«L'Équipe» am Donnerstag, ein Fernsehreporter taufte ihn nach demSieg im Express-Tempo «Richard National». Auch Ullrich gratulierte zudem umjubelten Alleingang mit einem sagenhaften Stundenmittel von39,5 km/h über neun Anstiege und insgesamt 237 Kilometer auf demlängsten Tour-Abschnitt: «Das hat er sich sehr verdient».
Bereits im Mai sei Virenque die Strecke mit Laurent Dufauxabgefahren «und hat seitdem von nichts anderem gesprochen, als vonseinem geplanten Etappensieg am 14. Juli», erzählte sein Team-KollegePatrik Sinkewitz, der am Donnerstag auf Tour-Besuch in Figeac war.Trotz des Gewinns der Deutschland-Tour hatte der 23-jährige Radprofiaus Fulda in diesem Jahr noch keine Tour-Reife erlangt.
Virenque hat längst bereut, lässt schon lange die Hände vonDrogen, und prophezeite für die Tour weitere Großtaten. Von seinemzum Jahresbeginn angekündigten Karriereende nach Ablauf der Saisonwill er im Moment nichts mehr wissen: «So lange das Feuer nochbrennt, denke ich jetzt nicht daran. Es läuft so gut bei mir, in denPyrenäen werde ich wieder etwas versuchen, auch, wenn es in meinemAlter immer schwerer wird, mit den Großen mitzugehen, wenn sieattackieren.» Die neue Punktverteilung der Bergwertungen bevorteiltihn nicht, weil die Schlussanstiege doppelt zählen. «Am besten, mirgelingt noch so ein Ding wie in St. Flour», sagte Virenque.