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Tore zahlen sich aus: 96-Stürmer Brdaric zur EM

Von Hans-Joachim Zwingmann und Michael Rossmann 24.05.2004, 11:22

Hannover/dpa. - Thomas Brdaric hat sein zweites Saisonziel erreicht. Der 29 Jahre alte Fußball-Profi von Hannover 96 wurde von Teamchef Rudi Völler überraschend in das Aufgebot des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für die Europameisterschaft in Portugal berufen.

«Nach dem Klassenerhalt war dies die schönste Nachricht für mich. Ich habe eine Einladung nie gefordert, doch insgeheim darauf gehofft», sagte der Stürmer zu seiner Nominierung für das Turnier vom 12. Juni bis 4. Juli.

Hannover 96 sah die kurzfristige Berufung seines interessantesten und wertvollsten Spielers mit einem lachenden und weinenden Auge. Clubchef Martin Kind befürchtet, dass es nun schwer wird, den bisher von Bayer Leverkusen ausgeliehenen Torjäger für die nächsten Jahre zu verpflichten: «Sein Marktwert könnte sich durch die EM-Teilnahme so steigern, dass er für uns nicht mehr zu bezahlen ist.» Brdaric hat bisher erst ein Länderspiel am 27. März 2002 gegen die USA beim 4:2 in Rostock bestritten, als er in der 80. Minute eingewechselt worden war.

In der Bundesliga hat der EM-Neuling wenig Freunde. Vor allem die Torhüter sind auf den singenden Stürmer nicht gut zu sprechen. In seinem Lied «Die wilde 13» macht er sich über die Keeper lustig. Mit Oliver Kahn und Frank Rost kam es zu handfesten Auseinandersetzungen. Zwölf Tore hat Brdaric in der abgelaufenen Saison erzielt und wurde damit hinter Martin Max (FC Hansa Rostock) zweitbester Torschütze mit deutschem Pass.

Während Max öffentlich an der Nationalmannschaft kein Interesse zeigte, hielt sich Brdaric zu diesem Thema stets bedeckt. Vor allem die Medien in Hannover hatten den Stürmer nach seinem guten Lauf mit sieben Toren in neun Spielen nach der Winterpause mehrfach auf die EM in Portugal angesprochen. «Das müssen andere entscheiden», hatte der sonst eher forsche Brdaric entgegnet. Ein Hintertürchen ließ er sich stets offen: «Ich bin ein Last-Minute-Bucher, wenn es um Urlaub geht», scherzte der Torjäger.

Nach Völlers Anruf muss Brdaric nun tatsächlich seine Ferienplanung ändern. In Portugal trifft er unter anderem auf Fredi Bobic. Sein Vorgänger bei Hannover 96 erlebte in der niedersächsischen Landeshauptstadt eine ähnlich wundersame Entwicklung wie nun Brdaric, der in Leverkusen nicht mehr erwünscht war und im Paket mit Jan Simak ausgeliehen wurde. «Hier spüre ich endlich das Vertrauen», lobte Brdaric seinen neuen Arbeitgeber.