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Tennis Tennis: Schüttler feiert seinen dritten Turniersieg

Von Andreas Bellinger 05.10.2003, 14:43

Tokio/dpa. - Auf seiner Hatz über die Kontinente hat sich Rainer Schüttler vom Daviscup-Abstiegsschock erholt und ist in Tokio zu seinem dritten Turniersieg gestürmt. Zwei Wochen nach dem Sturz des deutschen Teams in die Zweitklassigkeit holte sich der derzeit beste deutsche Tennisprofi am Sonntag durch ein 7:6 (7:5), 6:2 gegen den Franzosen Sebastien Grosjean den mit 118 000 Dollar belohnten Titel in Tokio und hat sein Ticket für den Masters Cup der besten acht Tennisspieler der Saison in Houston so gut wie sicher in der Tasche.

Den Frust von Sundern schüttelte an selbser Stelle auch Nicolas Kiefer aus dem Trikot. Kurz nach dem Triumph seines Daviscup- Doppelpartners feierte der Holzmindener an der Seite des Amerikaners Justin Gimelstob seinen dritten Doppel-Titel. Mit 6:7 (6:8), 6:3, 7:6 (7:4) kämpften sie Scott Humphries/Mark Merklein (USA/Bahamas) nieder. Monate lang gab es keinen Titel für einen deutschen Tennis- Profi - und nun gleich zwei binnen weniger Stunden.

«Ich habe jetzt die allerbesten Chancen, mich für Houston zu qualifizieren», sagte Schüttler nach dem dritten Finale des Jahres, das er endlich gewann. Bei den Australian Open im Januar musste sich der Korbacher dem Amerikaner Andre Agassi glatt geschlagen geben. Vor einem Monat ging auch der zweite Versuch im brasilianischen Costa do Sauipe daneben, als ihm Angstgegner Sjeng Schalken (Niederlande) den dritten Titel nach Doha 1999 und Schanghai 2001 weg schnappte.

Aus Südamerika war der Vielflieger in die sauerländische Provinz gehetzt und als Leitwolf der Daviscup-Mannschaft gescheitert. Ausgelaugt auch er gegen Weißrussland machtlos und stürzte wie Kiefer mit dem deutschen Herren-Tennis in die Niederungen der Europa-Afrika- Zone. Die Hatz von Kontinent zu Kontinent und Termin zu (Sponsoren- )Termin forderte wieder einmal ihren Tribut.

Viele tausend Kilometer vom beschaulichen Sundern entfernt, lernten die Daviscup-Versager im Land der aufgehenden Sonne wieder zu strahlen. Sein wichtigstes Saisonziel, die ATP-Weltmeisterschaft vom 10. bis 16. November in Houston, hat Schüttler quasi erreicht. Mit 535 Punkten ist ihm Rang sechs im Champions Race und damit ein Platz beim Kräftemessen der Elite des weißen Sports, bei dem Kiefer als letzter Deutscher 1999 dabei war, nur noch theoretisch zu nehmen.

«In einem Grand-Slam-Finale zu stehen, war ein Traum», meinte Schüttler. «Beim Masters Cup dabei zu sein, wäre ein weiterer, der wahr wird.» Aber warum nicht höher greifen? Warum nicht an einen Grand-Slam-Titel glauben, warum nicht an die WM-Krone? Man erinnere sich an das Jahr 1998, als Underdog Alex Corretja in Hannover Pete Sampras und Andre Agassi düpierte und sensationell Weltmeister wurde.

Von der WM mag Maria Scharapowa noch nicht zu träumen. In Tokio holte sie sich mit 16 Jahren, 5 Monaten und 16 Tagen ihren ersten Titel durch ein 2:6, 6:2, 7:6 (7:5) gegen die Ungarin Aniko Kapros. Bis dato hatte die 1,83 m große Russin mehr durch Lautstärke von sich reden gemacht. Über ihre «Stöhn-Anfälle» beschwerte sich manche Gegnerin beim Referee. Im hektischen Tokio blieb der Teenager aus Sibirien auch dann noch ruhig, als es im Tiebreak 2:5 gegen sie stand. «Ich wusste, ich kann es schaffen», sagte sie selbstbewusst.