1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Tennis: Tennis: Gaston Gaudio gewinnt die French Open in Paris

Tennis Tennis: Gaston Gaudio gewinnt die French Open in Paris

Von Ines Reichelt 06.06.2004, 16:07

Paris/dpa. - «Ich hatte so lange Zeit, und nun weiß ich nicht, was ich sagensoll», meinte Gaudio nach dem 3:31 Stunden dauernden Match. «Es warmein Traum, hier zu gewinnen.» Er bedankte sich bei Guillermo Vilas,der den Spielern die Pokale überreichte, und auch bei Coria. «Er hatstarkes Tennis gespielt. Er hätte den Sieg verdient gehabt. Ich binsicher, er wird im nächsten Jahr gewinnen«, sagte Gaudio, bevor er inTränen ausbrach.

Gaudio konnte als erster ungesetzter Spieler seit dem BrasilianerGustavo Kuerten 1997 die French Open gewinnen, doch das ersteargentinische Grand-Slam-Endspiel endete nach 3:31 Stunden anders,als beide Spieler es sich erträumt hatten. Titelfavorit Coria hattedie ersten beiden Sätze souverän gewonnen. Als Gaudio den drittenDurchgang für sich entschied, nahm sich Coria eine Toilettenpause.Beim Stand von 1:1 im vierten Satz ließ er dann urplötzlich denPhysiotherapeuten rufen und sich die linke Wade massieren. Danachkonnte er kaum noch aufschlagen, doch in der irrigen Annahme, dasMatch auch mit halber Kraft gewinnen zu können, machte Coria weiter.

Für den besten Sandplatzspieler der Welt war es die bittersteStunde seiner Karriere und erst die zweite Niederlage auf seinemLieblingsbelag innerhalb eines Jahres. Zuletzt hatte Coria das Finalevon Hamburg gegen Roger Federer verloren. Neben Silberpokal und860 000 Euro Preisgeld kassierte Gaudio 200 Punkte für das ChampionsRace und rückt in der Jahreswertung auf Platz vier vor. Coria istneuer Zweiter hinter Weltmeister Federer aus der Schweiz.

Wie tags zuvor die Russinnen boten auch die beiden Südamerikanerden 15 000 Zuschauern auf dem Center Court zunächst ein einseitigesFinale. Gaudio war so nervös, dass ihm nach zwei gespielten Punktenauf dem Weg zum Aufschlag der Schläger aus der Hand fiel. Er verlorden ersten Satz mit 0:6 und acht Spiele in Serie. Das erste Breakgelang ihm zum 3:5 im zweiten Durchgang.

Und plötzlich war die «Katze», wie Gaudio in Argentinien genanntwird, hellwach. Er machte längst nicht mehr so viele Fehler wie zuBeginn und zwang Coria zu einigen spektakulären Ballwechseln ansNetz. Einmal legte er sogar sein Racket beiseite, um den Fans zuapplaudieren. Mit den Jubelstürmen war es vorbei, als sichherausstellte, dass Coria offenbar nur noch unter Schmerzenweiterspielen konnte. Auf dem Center Court kehrte Ruhe ein. 430 000Euro Preisgeld waren an diesem Tag kein Trost für den Verlierer.

Das Damen-Finale am Samstag war das erste russischeGrand-Slam-Endspiel in der Tennis-Geschichte und eines derschwächsten in den letzten Jahren. Die hypernervöse Jelena Dementjewaleistete sich 10 Doppel- und 33 leichte Fehler und musste sich nach59 Minuten ihrer Moskauer Freundin geschlagen geben. Der StuttgarterTrainer Jens Gerlach, der Anastasia Myskina seit zweieinhalb Jahrenbetreut, meinte: «Mit dem Match konnte man keinen Schönheitspreisgewinnen. Aber das wollten wir auch gar nicht.» In der am Montagerscheinenden Damen-Weltrangliste wird Anastasia Myskina, die fürihren Turniersieg 838 500 Euro kassierte, als neue Nummer dreigeführt, Jelena Dementjewa rückt auf Position sechs vor.