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Tennis Tennis: Claus Stauder - Ehemaliger Präsident des DTB

Von Andreas Bellinger 13.03.2003, 16:16
Archivbild vom 25.04.1999 zeigt Claus Stauder, Ehrenpräsident des Deutschen Tennis Bundes, an der Tennisanlage am Hamburger Rothenbaum. Der Ex-Tennispräsident feiert am 16. März seinen 65. Geburtstag. (Foto: dpa)
Archivbild vom 25.04.1999 zeigt Claus Stauder, Ehrenpräsident des Deutschen Tennis Bundes, an der Tennisanlage am Hamburger Rothenbaum. Der Ex-Tennispräsident feiert am 16. März seinen 65. Geburtstag. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Interview mit Claus Stauder, von 1985-1999 Präsident des Deutschen Tennis Bundes

dpa: Was verbindet Sie nach vier Jahren im Präsidenten-Ruhestand noch mit dem deutschen Tennis und dem Deutschen Tennis Bund (DTB)?

Claus Stauder: «Ich habe keinerlei Verantwortung mehr und dadurch auch keine Verbindung zur Gegenwart. Das habe ich auch so gewollt. Als Ehrenpräsident werde ich dem DTB aber immer verbunden bleiben.»

dpa: Liegt das deutsche Tennis am Boden?

Stauder: «Die Erfolge der Ära Becker/Graf/Stich dürfen kein Maßstab sein. Aber man hatte jetzt schon den Eindruck bei Schüttler in Australien, dass die Leute sich relativ schnell wieder für Tennis interessieren. Und wenn ich die Marktforschungsergebnisse sehe oder lese, dann ist Tennis in der Beliebtheitsskala immer noch ganz oben.»

dpa: Was wünschen Sie sich an Ihrem 65. Geburtstag?

Stauder: «Bei guter Gesundheit so fit wie jetzt zu bleiben. Für das deutsche Tennis wünsche ich mir, dass die sportliche Talsohle durchschritten ist. Bei den Herren sehe ich eine sehr gute Plattform. Und auch bei den Damen kann das sehr schnell gehen.»

dpa: Was hat Ihnen als Präsident Spaß gemacht, was weniger?

Stauder: «Ich bereue keinen Tag, dass ich das Amt angetreten habe. Ich wurde Präsident fünf Monate, bevor Boris Becker Wimbledon gewann und damit eine einmalige Ära begann. Ich habe 14 Jahre nicht nur den größten Tennis-Verband geführt, sondern 10, 11 oder 12 Jahre auch den erfolgreichsten der Welt. Und alles begann 1985 mit einem Urknall.»

dpa: Wie ist es zu der finanziellen Krise des DTB gekommen?

Stauder: «Die einfachste Erklärung ist die Pleite des Sportvermarkters ISL. Diese fehlenden 10 Millionen Dollar pro Jahr, die bis 2008 vertraglich abgesichert schienen, brachten alles ins Schleudern. Wenn man das geahnt hätte, hätte man anders agiert.»

dpa: Meinen Sie die 125 Millionen Mark aus dem Fernseh-Vertrag?

Stauder: «Aus heutiger Sicht war es falsch, den Landesverbänden mehr als 60 Millionen Mark zu überlassen. Aber das Geld sollte auch die Förderung über Leistungszentren voranbringen. Es wäre besser gewesen, ihnen nur die Hälfte zu geben; dann wären die finanziellen Probleme nicht entstanden.»

dpa: War der Stadionausbau am Rothenbaum eine Nummer zu groß?

Stauder: «Es war gar keine andere Entscheidung möglich. Und wegen des Wetters ging es nur mit dem Dach. Sonst wäre Hamburg nicht in die Super-9-Serie gekommen.»

dpa: Aus dieser Zeit sollen die Unregelmäßigkeiten stammen, die zur Trennung von Geschäftsführer Günter Sanders Und Prokurist Christian Thiemann geführt haben. Was haben Sie gewusst?

Stauder: «Ich weiß bis heute nicht genau, um was es da ging. Sicherlich sind Fehler gemacht worden. Ein so großer Verband, der so schnell gewachsen ist, ist nicht völlig überprüfbar, kontrollierbar.»

dpa: Verharmlosen Sie die Dinge nicht?

Stauder: «So viel ich weiß, wurde zumindest mit Herrn Sanders einvernehmlich ein Aufhebungsvertrag geschlossen. Unterm Strich hat Günter Sanders mit seinen Ideen und Kontakten wertvolles geleistet. Er hat zum Beispiel den großen TV-Vertrag konzipiert. Das hat dem DTB 20 Prozent, also rund 25 Millionen Mark Provision gespart, die sonst ein Tiriac oder eine Agentur kassiert hätten.»

dpa: War der Verkauf des Hamburger Damen-Turniers ein Fehler?

Stauder: «Hätte man es verhindern können, wäre es besser gewesen. Es war immerhin mal das bestbesuchte Damen-Turnier der Welt. Auch Boris meint, dass es ein Fehler war.»

dpa: Ist Beckers Engagement am Rothenbaum ein richtiger Weg?

Stauder: «Es ist immer gut, wenn sich ein Boris Becker einbringt und auch mal Tabus anspricht. Und ungewöhnliche Dinge macht. Aber man muss dann auch mal Fehler machen lassen, um herauszufinden, was wirklich gut ist, was ankommt und was nicht ankommt.»

dpa: Warum zeigt das Fernsehen trotz allem wenig Interesse?

Stauder: «In den Boom-Jahren hat man Tennis kaputt gesendet. Ich habe damals gesagt, irgendwann wird man noch den Mittagschlaf von Boris Becker übertragen, weil der auch noch eine vernünftige Einschaltquote hat. Ich bin überzeugt, wenn deutsche Spieler wieder Furore machen - das muss gar kein Wimbledon-Sieg sein - dann ist das Fernsehen auch schnell wieder da.»