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Tennis Tennis: Champagner für die «Gauchos»

Von Ines Reichelt 06.04.2003, 20:26
Der deutsche Tennisspieler Rainer Schüttler fixiert während eines Trainings am 05.02.2003 in Buenos Aires den Ball. Am Freitag (07.02.2003) beginnt die Erstrundenbegegnung im Daviscup zwischen Argentinien und Deutschland. Argentinien ist zwar Favorit, der Finalteilnehmer der Australian Open Schüttler flößt den Gauchos trotzdem Respekt ein. (Foto: dpa)
Der deutsche Tennisspieler Rainer Schüttler fixiert während eines Trainings am 05.02.2003 in Buenos Aires den Ball. Am Freitag (07.02.2003) beginnt die Erstrundenbegegnung im Daviscup zwischen Argentinien und Deutschland. Argentinien ist zwar Favorit, der Finalteilnehmer der Australian Open Schüttler flößt den Gauchos trotzdem Respekt ein. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Erst servierten sie Deutschlands Tennisspieler ab, dann war Titelverteidiger Russland an der Reihe: Argentiniens heißblütige Daviscup-Helden haben in der hitzigen Atmosphäre von Buenos Aires den Halbfinal-Einzug wie im Vorjahr perfekt gemacht und ziehen kampfeslustig in das Duell mit Spanien vom 19. bis 22. September. Gegen die vor einem Jahr auf dem Weg zum ersten Triumph im Semifinale noch siegreichen Russen floss wie schon im Vergleich mit Rainer Schüttler & Co. bereits nach dem Doppel der Champagner. Da lagen die Männer um Wimbledon-Finalist David Nalbandian uneinholbar in Führung. Während der unbedeutenden Abschluss-Einzel am Sonntag träumten die «Gauchos» insgeheim schon von ihrer zweiten Finalteilnahme nach 1981.

   In der Vorschlussrunde erwartet die Argentinier voraussichtlich in Madrid ohne die Unterstützung ihrer frenetischen Fans ein heißer Tanz. «Für mich ist das das beste Team aller Zeiten», befand Spaniens Trainer Jordi Arrese nach dem ungefährdeten 5:0-Erfolg gegen Kroatien über seine «Armada» mit Carlos Moya, Juan Carlos Ferrero, Albert Costa und Alex Corretja. Bei den Kroaten, die Rekordsieger USA besiegt hatten, konnte der verletzte Nationalheld Goran Ivanisevic nicht gleichwertig ersetzt werden.

   Im Club Atletico River Plate von Buenos Aires setzten die Zuschauer den Russen derart zu, dass Routinier Jewgeni Kafelnikow die Nerven verlor. Mit provozierenden Gesten brachte er die Menge noch mehr gegen sich auf, erntete Pfiffe und Buh-Rufe. Das russische Team war im Vergleich zum Daviscup-Sieg im Vorjahr in Paris nicht wieder zu erkennen. Ohne Spitzenspieler Marat Safin (Knöchelverletzung) verloren Kafelnikow und Nikolai Dawidenko ihre Auftakteinzel glatt. Im Doppel ließ sich Kafelnikow an der Seite von Michail Juschni gegen David Nalbandian/Lucas Arbold sogar eine 1:0-Führung entreißen.

   In Malmö feierte Australiens Daviscup-Kapitän John Fitzgerald eine triumphale Rückkehr nach Schweden. Elf Jahre nach der 0:5-Pleite der «Aussies» in Lund, an der auch der frühere Doppel-Experte selbst beteiligt war, feierte die Mannschaft um Weltmeister Lleyton Hewitt den ersten Erfolg in Schweden seit 1981 und revanchierte sich eindrucksvoll mit fünf Lehrstunden zum verdienten 5:0-Erfolg. Nach den Einzelsiegen von Hewitt und Mark Philippoussis machten Wayne Arthurs/Todd Woodbridge beim 6:4, 6:2, 6:2 mit Jonas Björkman/Thomas Enqvist kurzen Prozess und sorgten für den vorzeitigen Siegpunkt. «Arthurs hat sein bestes Daviscup-Match gespielt», lobte Fitzgerald.

   Sogar Schwedens Kapitän Mats Wilander, der die «hässlichste Salatschüssel der Welt» drei Mal gewonnen hat, sprach respektvoll von einem «fantastischen Doppel» der Australier. «Wir haben gegen die vielleicht beste Tennis-Nation der Welt verloren.» Der letzte Daviscup-Sieg gelang den Spielern von «down under» vor drei Jahren. 2000 und 2001 gab es schmerzliche Finalniederlagen. Vor allem mit den Franzosen hat der 27-malige Daviscup-Gewinner nach der Heimschlappe vor zwei Jahren in Melbourne ein Hühnchen zu rupfen.

   Zum Halbfinal-Vergleich mit den Franzosen kommt es aber nicht. Die Mannschaft von Guy Forget musste am Sonntag in Toulouse nach dem vorentscheidenden 6:1, 6:0, 6:2 des Schweizers Roger Federer gegen Fabrice Santoro die zweite Niederlage im elften Vergleich hinnehmen. Der eidgenössische Kapitän Marc Rosset, der beim bisher einzigen Sieg im Jahre 1992 dabei war, hatte tags zuvor im Doppel selbst zum Schläger gegriffen und an der Seite des Weltranglisten-Dritten Federer den Gastgebern mit Nicolas Escudé/Santoro eine schmähliche 4:6, 6:3, 3:6, 6:7 (4:7)-Pleite beigebracht. «Wir beide zusammen könnten jedes französische Team schlagen», sagte der Olympiasieger von 1992 nach dem 3:2-Sieg. Im Herbst in Australien wird es für Rosset & Co. ungleich schwerer.