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Tennis Tennis: Asarenka ist die neue Nummer Eins

Von Reinhard Sogl 28.01.2012, 14:10

Melbourne/dapd. - Immer wieder hob Victoria Asarenka fragend dieHände, blickte mit großen Augen zu ihrem Team auf der Tribüne undschüttelte ungläubig den Kopf. «Was ist passiert?», rief die 22Jahre alte Weißrussin ein ums andere Mal, nachdem sie sich aus demKniestand wieder erhoben hatte. Sie konnte nicht realisieren, dasssie in ihrem ersten Grand-Slam-Finale auch gleich den Hauptpreisgewonnen hatte, den mit umgerechnet 1,86 Millionen Euro dotiertenTitel der Australian Open. Sie lief zu ihren Betreuern, die ihrsagten: «Das ist deine Zeit.» Eine ziemlich treffende Formulierung,denn mit dem 6:3, 6:0-Sieg im Finale gegen die chancenlose RussinMaria Scharapowa ist Victoria Asarenka auch die Nummer eins imFrauentennis.

Als die bisherige Dritte im Ranking von der früherenWeltranglistenersten Martina Hingis aus der Schweiz den silbernenPokal erhalten hatte, stemmte sie mit einem nicht mehr endenwollenden Lächeln die silberne Trophäe in den Abendhimmel vonMelbourne. «Ein Traum ist wahr geworden», sagte die aus Kiewstammende und in Scottsdale in den USA ausgebildete Spielerin. Siehatte nur 82 Minuten für seine Realisierung gebraucht. Allein derdritte von fünf Sätzen des Männer-Halbfinales am Abend zuvorzwischen dem späteren Sieger Novak Djokovic und Andy Murray warsechs Minuten länger gewesen.

Zwtl: Fünfte unterschiedliche Grand-Slam-Siegerin hintereinander

Victoria Asarenka, die die Regentschaft der auf Rang vierzurückgefallenen Dänin Caroline Wozniacki übernimmt, ist die fünfteunterschiedliche Siegerin hintereinander bei den vier großenTurnieren. Das spricht für eine breite Spitze im Frauentennis, abergegen die bei den Männern mit ihren vier herausragenden Spielernherrschende Konstanz auf allerhöchstem Niveau. Vor einem Jahr hattedie Belgierin Kim Clijsters in Melbourne gewonnen, die vor zweiTagen im Halbfinale von Asarenka besiegt worden war. In Paris gewanndie Chinesin Li Na, in Wimbledon schnappte die Tschechin PetraKvitova Finalgegnerin Scharapowa den Titel weg, in New York gewanndie Australierin Sam Stosur.

Altmeisterin Chris Evert kommentierte: «Wie Kvitova und Stosurhat Asarenka heute das Match ihres Lebens gespielt.» Danach hatte eszunächst aber gar nicht ausgesehen. «Ich war super nervös. Dieersten beiden Spiele waren ein Desaster», bekannte Asarenka nach demMatch. Mit zwei Doppelfehlern gab sie gleich ihr erstesAufschlagspiel ab. Im Duell der beiden Spielerinnen, die wegen ihresheftigen Stöhnens von den australischen Medien als«Kreisch-Königinnen» bezeichnet wurden, ging die lautstärkereScharapowa 2:0 in Führung. Doch dann befreite sich Asarenka von demDruck des großen Ereignisses, fand ihren Rhythmus und glich miteinen Rebreak zum 2:2 aus.

Zwtl: Neun Spiele hintereinander gewonnen

Bis zum 3:3 konnte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin Scharapowanoch mithalten, dann machte sie kein Spiel mehr. «Sie spielteschneller, ihre Schüsse waren härter und ich war nicht aggressivgenug, das ist keine gute Kombination», stellte Scharapowasarkastisch fest. Asarenka, die in ihrer Karriere bislang achtTurniere gewonnen und das Halbfinale in Wimbledon als größten Erfolgin der Vita stehen hatte, machte mit der 24-Jährigen, was siewollte.

Scharapowa stöhnte immer intensiver, Asarenka gab den Ton an. Diephysisch, technisch, taktisch und mental überlegene Final-Debütantingewann neun Spiele hintereinander. «Ich habe keine Ahnung, was ichda draußen gemacht habe», bekannte die Titelträgerin. Beim Matchballproduzierte Scharapowa mit ihrer ins Netz geschossenen Rückhand den30. Fehler, ihre Gegnerin machte nur deren zwölf. Der Russin gehörtedas letzte Stöhnen, aber Victoria Asarenka ist jetzt der letzteSchrei.