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Tatort: Häuserkampf

12.04.2009, 22:15

Hamburg/dpa. - Das Experiment des NDR mit seinem «Tatort» scheint sich gelohnt zu haben. Der erste Kommissar türkischer Abstammung, der - ebenfalls zum ersten Mal - als verdeckter Ermittler arbeitet, kam bei Kritik und Publikum in seinem ersten Einsatz gut an.

Der Debütfilm «Auf der Sonnenseite» erreichte im Oktober 2008 mehr als sieben Millionen Zuschauer, erhielt einen Grimme-Preis und Hauptdarsteller Mehmet Kurtulus wurde für die Goldene Kamera nominiert. Am Ostermontag (20.15 Uhr) löst Kurtulus als Kommissar Cenk Batu seinen zweiten Fall.

Zum Erfolg der ersten Ausgabe sagt NDR-Fernsehfilmchefin Doris J. Heinze: «Ich muss sagen, hierfür ist auch der Presse ausdrücklich zu danken, die unseren etwas anderen "Tatort" äußerst wohlwollend begleitet hat.» Das «etwas andere» vertieft sich noch im zweiten Film «Häuserkampf». Hier sieht man Kommissar Batu in der schlimmsten Gewissensklemme, in die ein Undercover-Polizist überhaupt geraten kann. Er lässt sich von seinem Chef Kohnau - wieder dröge und leicht skurril gespielt von Peter Jordan - nur höchst widerwillig auf einen Kollegen ansetzen, der in allerlei dunkle Geschäfte verwickelt sein soll.

Batus Pech: Er gewinnt nicht nur das Vertrauen seines Kollegen Lars Jansen (Matthias Koeberlin), er mag ihn bald wirklich gern. Und mehr noch dessen Familie, vor allem die kleine Tochter. Der Gewissenskonflikt ist da, aber es kommt noch härter. Beim Ex- Bundeswehrsoldaten Jansen meldet sich aus seiner Zeit im Kosovo jemand, der ihm die Schuld am Tod seiner Familie gibt. Nun soll Jansen das gleiche Schicksal erleiden.

Schon hat der Mann Frau und Tochter in seine Gewalt gebracht. Und Batus Aufgabe ändert sich total. Er will den anderen nicht mehr der Korruption überführen, sondern muss dessen Familie retten. Die große Jagd quer durch Hamburg beginnt. Regisseur Florian Baxmeyer, aus dem Ruhrpott und «gelernter» Hamburger seit acht Jahren, verzichtet auf alle Folklore-Momente, nicht einmal der Michel schiebt sich mal ins Bild. Sein Hamburg wirkt eher düster, kalt, eine Stadt der hochragenden Bürohäuser und angesagten Bars mit weitem Ausblick ins Land.

Einen eher dunklen, elegischen Ton schlägt auch der gesamte Krimi an; Kurtulus als Batu steht oft in ausführlichen Aufnahmen wie ein grübelnder Hamlet da. «Natürlich, solche Seiten habe ich selbst auch», meint der privat eher lebensfrohe Schauspieler. Wie lange die Undercover-Situation für immer neue Fälle ergiebig ist, bleibt abzuwarten. Beim NDR ist man optimistisch: Auf dem Redaktionsschreibtisch häufen sich schon diverse Autorenvorschläge. Es wird also wenigstens eine Weile mit dem verdeckten Ermittler weitergehen. Sein Darsteller bleibt gelassen: «Bis zu meiner Pensionierung werde ich sowieso nicht der Cenk Batu sein.»