Tango im Schnee
Hamburg/dpa. - Auf Schauspieler Wolfgang Winkler lag eine schwere Sorge. Für seine nächste, mal sehr andere Rolle sollte der sonstige Kommissar Schneider aus dem «Polizeiruf 110» Tango lernen, «und das kann ich doch gar nicht.»
Aber geduldig trabte er zu den Unterrichtsstunden bei einem kolumbianischen Tango-Tänzer und war am Ende doch ein wenig stolz: «Er hat mir ein gutes Rhythmusgefühl bestätigt.» Auch Ehefrau Marina, gelernte Tanzpädagogin, nickte zustimmend zum Wiegeschritt ihres Mannes.
In «Tango im Schnee», einer tragikomischen Beziehungsgeschichte an diesem Mittwoch (20.15 Uhr) in der ARD, übt er diesen Wiegeschritt als biederer Kommunalpolitiker Manfred irgendwo in den neuen Bundesländern mit seiner Film-Ehefrau Ella. Die ist immerzu perfekt, immer tüchtig, eine stromlinienförmige Powerfrau, vor der man(n) ein bisschen Angst bekommen kann. «Sie hat, muss man wohl sagen, ihren nicht immer geliebten Alltag als "Frau an seiner Seite" perfektioniert», sagt Ella-Darstellerin Ursela Monn über ihre Rolle.
Bis es über sie hereinbricht: «Ich bin nun mal der Meinung, und das spiele ich hier: Jeder Mensch hat tief drinnen in sich eine ganz heftige Leidenschaft.» Hier heißt die Leidenschaft Tango. Gespielt vom weltweit gefeierten Tango-Pianisten Franz Zeller (Peter Bongartz), einst der Liebespartner in sehr ferner Vergangenheit. Ellas kleine Welt gerät heftigst ins Schlingern, als nun wieder der nicht mehr ganz taufrische, aber immer noch verführerische charming boy und Frauenflüsterer auftaucht: soll sie bei ihrem etwas drögen Manfred bleiben? Oder mit Franz hinaus in die weite Welt ziehen?
Gedreht wurde der Film unter Gabi Kubachs Regie in Stendal und Tangermünde, dazu vier Tage lang in Wien, wo Tastenprimadonna Franz sein todschickes Penthouse hat und sein Agent Konstantin, gespielt von Helmut Berger, zerberushaft über die internationale Karriere seines launischen Schützlings wacht. Die schwierigste Szene: hoch oben in einem Ballon, wo es zwischen Ella und Franz zu einer entscheidenden Aussprache kommt. Gleich zwei Ballons wurden dafür eingesetzt, einer für die Mimen, der andere für Regie und Technik.
«So was darf man eigentlich nicht mehr im Oktober drehen, und wir hatten schon Ende Oktober, aber mit dem Wetter sagenhaftes Glück», sagt Marc Müller-Kaldenberg, in der Firma Regina-Ziegler-Produktion für «Tango im Schnee» verantwortlich. Nicht zuletzt zur Erleichterung der Darsteller, die höchstselbst in die Lüfte steigen mussten. Der Ausblick von dort über das Brandenburger Land war dann allerdings traumhaft schön, und fast scheint es, als sollte mit diesen Bildern Altkanzler Helmut Kohls Begriff der blühenden Landschaften bestätigt werden.