1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Tag des offenen Ateliers: Tag des offenen Ateliers: Schmückendes Handwerk

Tag des offenen Ateliers Tag des offenen Ateliers: Schmückendes Handwerk

Von Karola Waterstraat 10.10.2001, 08:44

Halle/MZ. - Die Situation ist für Claudia Baugut und ihre beiden Atelier-Kolleginnen, Svetlana Bauer und Silvia Nagel, nicht unbekannt. Fremde in ihren Arbeitsräumen - schon in den vergangenen Jahren haben sich die drei Schmuckgestalterinnen bei Tagen des offenen Ateliers über die Schulter und auf die Finger blicken lassen. Und auch an diesem Wochenende wird die Tür an der Stirnseite des repräsentativen Graseweghauses in Halle, gleich um die Ecke vom Markt gelegen, wieder weit offen stehen.

In einem der wenigen erhaltenen Fachwerkbauten der Saalestadt stehen seit über zehn Jahren die Werkbänke der Künstlerinnen, die allesamt an der halleschen Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein die Fertigkeit erlernt haben, Ringe, Anstecknadeln oder Ketten zu einzigartigen schmückenden Objekten werden zu lassen. Und alle drei, obwohl zugezogen, sind in Halle geblieben. In der Stadt, in der es so viele hervorragende Schmuckgestalter gibt, von denen sich einige weitere am Wochenende ebenfalls präsentieren, Antje Weyrich beispielsweise und Birgit Bader oder im nahen Lieskau Yvonne Galley. Auch Stefan Todorov und Kirsten Garzarek sind zumindest mit eigenem Laden nach Halle zurückgekehrt.

Einen ersten Eindruck vom Schmuck, der im Graseweghaus entsteht, erhält man schon beim Blick durch die Fenster. Im Innern dann einige Vitrinen auf der rechten Seite, darin Colliers, Ringe, teilweise auch nur Entwürfe. Dazu ein großer Spiegel an der Wand. Links unter alten Balken die Arbeitstische der drei Frauen mit zahllosen Werkzeugen. Claudia Baugut weiß um die Faszination, die gerade auch ihre Werkbänke auf Besucher ausstrahlen, vor allem auf männliche. Produktfertigung und zugleich Besichtigung des Endproduktes, wo gäbe es das noch auf engstem Raum. Manchmal würden sie sogar um Tipps zum Umgang mit Materialien oder bestimmten Werkzeugen gebeten, erzählt Svetlana Bauer. Am liebsten würden ihnen viele direkt bei der Arbeit zusehen. Ein Wunsch, dem die Künstlerinnen teilweise nachkommen.

Die drei Frauen mit den ganz unterschiedlichen künstlerischen Handschriften schätzen es durchaus, bei Aktionen wie einem Tag des offenen Ateliers auch die handwerkliche Seite ihres Berufes vorstellen zu können. "Es ist ein uraltes Handwerk, bei dem sich die Werkzeuge im Laufe der Jahrhunderte kaum geändert haben", sagt Claudia Baugut. Oft könne die Industrieschmuck gewöhnte Kundschaft gar nicht mehr nachvollziehen, wie viel Arbeit in einem Schmuckstück stecke und dass sich dies am Ende auch in den Kosten niederschlagen müsse. Die Aktion am Wochenende ist ein guter Anlass, auch diesen Aspekt vor Augen zu führen.

Das Publikum, das in den vergangenen Jahren durch die offene Atelier-Tür im Graseweghaus trat, habe sich etwas gewandelt, erzählt Claudia Baugut weiter. Statt zielgerichtet kaufen, möchten die Besucher - darunter zunehmend ganze Familien - lieber schauen und von Atelier zu Atelier schlendern. Ein Problem haben die Schmuckgestalterinnen damit nicht. Sie hoffen einfach, mit ihren Gästen ins Gespräch zu kommen und vielleicht auch die eine oder andere Besucherin beraten zu können. "Schmuck ist immer ein Wechselspiel zwischen Trägerin und Form", sagt Svetlena Bauer. Das richtige Stück zu finden, brauche manchmal Zeit, das aber könnten viele Galerien nicht leisten. Am Wochenende ist beste Gelegenheit für solch modische Fachsimpeleien - und das nicht nur im Graseweghaus.

Die Aktion "Tag des offenen Ateliers" wird zum fünften Mal vom Verband Bildender Künstler veranstaltet. Erstmals sind auch Künstler dabei, dem dem Verband nicht angehören. Das Spektrum reicht von Malerei und Grafik, über Plastik und Fotografie bis hin zu Schmuck und Keramik, Holz- und Textilarbeiten. Viele Ateliers stehen Sonnabend und Sonntag von 11 bis 18 Uhr offen. Allerdings nehmen einige nur am Sonnabend oder nur am Sonntag teil. Genaue Auskünfte gibt es unter 0345/ 20 291 41.