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SV Wülknitz SV Wülknitz: Kalte Dusche für Mitglieder des überschuldeten Vereins

Von Matthias Bartl 04.02.2004, 18:57

Wülknitz/MZ. - Finanzielle Probleme hat der SV Wülknitz, dessen erste Männermannschaft in der Landesklasse spielt, zweifellos. Sie haben dazu geführt, dass Wärmelieferant Köthen Energie den Schalter umlegen musste. Geschäftsführer Wolfgang Thurau sah damit das Ende der Fahnenstange erreicht: "Der Verein hat ja schon lange nicht mehr gezahlt, wir haben aber viel, viel Geduld entwickelt, ausbleibende Zahlungen als Sponsoring verrechnet. Aber irgendwann geht eben auch das nicht mehr."

Zumal man nicht nur einmal mit der Vereinsführung gesprochen habe: "Wir haben gesagt, bringt eure Bücher in Ordnung, macht einen ordentlichen Finanzplan, wir stunden euch die Kosten - aber es ist nichts passiert, außer nicht eingehaltenen Absprachen." Daraufhin habe man die Wärmezufuhr abgestellt und die Anlage winterfest gemacht. Thurau lässt keinen Zweifel daran: "Wir stellen erst wieder an, wenn Geld fließt."

SV-Chef Jürgen Muttschall hofft dennoch, dass man bis zum nächsten Heimspiel am 14. Februar wieder im Reinen sei. Seine Hoffnung begründet sich auf einen Antrag beim Finanzamt, "Gewerbesteuer für den gewerblichen Teil der Sportstätte zu ziehen". Er habe vom Finanzamt eine positive Reaktion erhalten, so Muttschall. Der aber schon weiß, dass damit das Problem nicht grundsätzlich gelöst ist. Der Verein habe monatlich 643 Euro an Betriebskosten zu tragen. Dies schaffe er nicht. Muttschall hofft nun, dass die Stadt Köthen, zu der Wülknitz ja seit kurzem gehört, in die Bresche springt. "Nicht mit der ganzen Summe, aber doch so, dass wir weitermachen können."

Dem erteilt Klaus Greiner, in der Stadtverwaltung auch für die Sportstätten zuständig, eine Absage. Wülknitz erhalte vertraglich pro Kopf der Bevölkerung drei Euro allein für den Verein, der somit eine jährliche Finanzhilfe von über 1800 Euro erhalte. "Bis dahin hat der Verein vom Gemeinderat 1000 Euro im Jahr erhalten, er hat jetzt also deutlich mehr zur Verfügung."

Weitere Unterstützung gebe es nicht. "Es kann keine Rede davon sein, die Betriebskosten auch nur teilweise zu übernehmen." Selbst wenn die Stadt die fehlenden 1700 Euro an die Köthen Energie überweise, sei das Problem nicht gelöst. Der Verein müsse vielmehr seine Finanzen neu ordnen, Mitgliedsbeiträge anheben, Ausgaben reduzieren. Außerdem habe er "unglückliche Verträge" zur Sportstätte abgeschlossen - auch hier müsse man sehen, was zu machen ist. Es werde dazu weitere Gespräche geben, kündigte Greiner an.

Muttschall will allerdings eine Entscheidung bis zum 15. Februar. "Kriegen wir keine Hilfe, werden wir die Sportstätte verlassen", sagte er. Der sportliche Teil des Vereins werde dennoch weiterbestehen: Im Vorfeld habe er sich mit Fridolin Gradzielski vom VfL Köthen verständigt. "Der VfL würde uns aufnehmen. Dort ist man daran interessiert, wieder eine Abteilung Fußball zu haben", so Muttschal.