SV Medizin Quedlinburg SV Medizin Quedlinburg: Frauen lernen mit Krankheit zu leben
Quedlinburg/MZ. - Gerlinde Boldt erinnert sich mit Blick auf die Vergangenheit, dass ihr Ehemann, Dr. Otto Boldt, Chefarzt der Gynäkologie des Klinikums, nach Möglichkeiten gesucht hatte, Brustkrebspatientinnen nach der Operation und der anschließenden Therapie weiter zu helfen. Dabei hatte er seine Frau gefragt, ob sie eine Sportgruppe leiten würde. Zweifel hatte die studierte Sportlehrerin anfangs, da sie die medizinischen Aspekte nicht kannte. Doch die Zweifel waren bald vergessen und so startete Gerlinde Boldt 1994 mit etwa zehn Frauen.
Jeden Dienstag treffen sich die Frauen mit Gerlinde Boldt zur "sportlichen Therapie" in der Turnhalle der Marktgrundschule. Die teilweise bestehenden Hemmschwellen werden in der Gemeinschaft besser überwunden. Die Frauen erkennen, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein dastehen. "Es wird sich auch untereinander ausgetauscht. Zum Beispiel über Prothesen, Medikamente und andere Therapien", berichtet die Quedlinburgerin. Gerlinde Boldt sieht ihre Aufgabe nicht nur in der sportlichen Betreuung. Sie möchte den teilnehmenden Frauen vermitteln, dass sie mitten im Leben stehen und noch immer leistungsfähig sind. "Da können sich die Enkel ein Beispiel nehmen", scherzt die Lehrerin für Sport und Geographie.
Nach dem rettenden Eingriff nehmen die Frauen eine bestimmte Schonhaltung ein. "Durch die Operation verändert sich das Gewebe im Körper. Wenn man das nicht trainiert, bildet es sich nicht zurück", weiß Frau Boldt. Mit Hilfe von elastischen Bändern werden Brust-, Arm und Schultermuskeln wieder aufgebaut. Immer wieder hebt Gerlinde Boldt die Gemeinschaft hervor, in der die Frauen lernen, sich dem Leben zu stellen und sich Mut machen. "Die Krankheit kann man nicht vergessen, aber man kann lernen mit ihr umzugehen", betont Gerlinde Boldt.