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Südafrika Südafrika: Ein Juwel am Ende der Welt

Von Margit Boeckh 17.03.2005, 18:52

Halle/MZ. - Bei der Fahrt durch die Stadt fallen immer wieder Häuser oder auch ganze Siedlungen auf, die festungsartig ummauert sind. Schilder weisen unmissverständlich auf bewaffnete Abwehr unerwünschter Eindringlinge hin. Die Townships im Weichbild der Stadt, in denen noch immer ein großer Teil der schwarzen Bevölkerung trotz sozialer Wohnungsbauprogramme in Wellblechhütten lebt, stehen in brutalem Kontrast zur heiteren Eleganz etwa der Victoria & Alfred Waterfront an der Tafelbucht.

Dieses schick restaurierte Werftviertel rund um das Hafenbecken lockt mit über 300 Kneipen, Cafés, Restaurants, Kinos und Geschäften. Wer sich dort noch nicht satt gesehen (und -geshoppt) hat, findet in der Nähe das "Jewel Africa". Hier kann man im größten Schauraum des Kontinents Edelsteinschleifern und Juwelieren bei der Arbeit zuschauen. Ringsum glitzern in Vitrinen die Pretiosen aus Gold, Diamanten oder tiefblauen Tansaniten, die nur an einer einzigen Stelle in der Welt - in Tansania - gefunden werden, um die Wette. So einen Hingucker-Ring mal an den Finger stecken? Aber gerne, lächelt die Verkäuferin. Beim Nennen des Preises gilt es allerdings, die Kreditkarte ganz ganz fest zu halten.

Ein durchaus erschwingliches Vergnügen ist dagegen ein Abend im "Africa Café". In diesem Restaurant werden afrikanische Gerichte nicht einfach serviert, sondern geradezu inszeniert. Modelmäßig hübsche Afrikanerinnen in Tracht bringen die Speisen, deren Zusammensetzung eine Art Zeremonienmeister erklärt: frittierte Gemüse in Kokosmilch aus Kenia, Süßkartoffel mit Sesam aus Äthiopien, Muschel-Curry vom Kap, Straußengulasch, Krokodil, Springbock-Steak und Antilopenragout - eine abendfüllende Schwelgerei, die erst gegen Mitternacht mit einer mitreißenden Trommel-Polonaise sämtlicher Köche und Kellner ihr Ende findet. Inklusive Getränken für 125 Rand, umgerechnet 13 Euro, pro Person zu buchen. Nicht so leicht erobern lässt sich dagegen das Wahrzeichen Kapstadts - der Tafelberg. Denn bei ihm scheint Magie im Spiel. Allzu oft nämlich versteckt sich das Felsmassiv unter dichten Wolken. Dann stoppt oft sogar die Seilbahn ihren Betrieb. Ansonsten bringt sie Gäste in Minutenschnelle hoch aufs Plateau, wo sich in über tausend Meter Höhe ein phantastischer Blick über die Stadt mit ihren über vier Millionen Einwohnern hin zum Meer und weit ins Land bietet. Auch Robben Island ist bei klarem Wetter unschwer auszumachen, die berüchtigte Gefängnisinsel, auf der Nelson Mandela 18 Jahre in Haft verbrachte und die heute eine vielbesuchte Erinnerungsstätte ist.

Einmal in Kapstadt, ist unbedingt eine Tour in die nahe gelegene Weingegend um die Hauptorte Paarl, Franschhoek und Stellenbosch zu empfehlen. Schon nach wenigen Autominuten ist man gewissermaßen mitten in den Reben. Weinstöcke, so weit das Auge reicht. Von der Straße zweigen Einfahrten in Weingüter ab. Strahlend weiß leuchten Gebäude im typisch holländischen Kapstil durch üppiges Grün, Palmen oder auch baumhohe Hortensienbüsche säumen die Zufahrten. Es heißt, dass keiner der phantasievoll ausgeformten Hausgiebel dem anderen gleicht. Die Silhouetten der umliegenden Berge sollen die Vorbilder geliefert haben. Der Vergleich wird zum amüsanten Zeitvertreib. Denn tatsächlich: Bei näherem Hinsehen unterscheidet sich jedes der Giebelchen vom anderen.

Auf vielen der Güter sind Gäste herzlich willkommen. Man kann die tollsten Weine probieren und oft auch lecker essen. Und manchmal erfährt man ganz nebenbei eine geradezu filmreife Geschichte aus längst vergangenen Einwanderer-Zeiten dazu. Wie im Weingut Steenbeerg, wo noch heute das Gemälde einer schönen Frau zu bewundern ist, einstige Besitzerin des Gutes. Eine Lübecker Witwe war sie, die 1662 nach Südafrika kam, um sich einen reichen Mann zu angeln. Was auch geklappt hat. Insgesamt viermal sogar. Doch jedes Mal mit tödlichem Ausgang. Das Erbe der verstorbenen Gatten machte die vordem arme Witwe schließlich zur Besitzerin des stolzen Anwesens, von dem besonders edle Weine kommen. Nicht umsonst spricht man ja auch vom Kap der guten Weine. Das ausgewogene Klima macht's, im Verein mit besonders geeigneten Böden. Den Rebensaft auf ganz andere Weise genießen kann man im "The Winelands" bei Stellenbosch. Umgeben von Bergen, liegt die Hotelanlage inmitten eines 160 Hektar-Weingutes.

Clou ist der Spa-Bereich, wo man sich nach allen Regeln der Wellness-Kunst verwöhnen lassen kann. Darunter mit Wein - in Form von Packungen oder Bädern. Im Einsatz gegen Hautalterung soll das süffige Vergnügen außerdem ganz allgemein entspannen. Im Wein liegt offenbar nicht nur Wahrheit, sondern auch Schönheit.