Suchmaschinen Suchmaschinen: Routenplaner, Wetter und Erotik

Hamburg/Karlsruhe/dpa. - Doch auch wenn Statistikeneinen Eindruck von den Interessen der Nutzer liefern -uneingeschränkt aussagekräftig sind sie nicht.
Bei Google Deutschland führte 2006 «Routenplaner» die Top-15-Listeder Suchabfragen an. Beim zweitgrößten Anbieter Yahoo rangierte dasWort auf Platz zwei. Bei Yahoo lag «Wetter» ganz vorn, auf Rang dreikam «Erotik». Dass dieses Themenfeld auch Google-Nutzer nichtuninteressant fanden, lässt sich aus der Platzierung von «ParisHilton» auf Rang fünf schließen.
Mit diesen Daten kann Nadine Schmidt-Mänz nicht viel anfangen:«Die Listen bleiben statisch», sagt die Wissenschaftlerin. Sie hat ander Uni Karlsruhe zum Suchverhalten im Web promoviert. «Impulse» -sich kurzzeitig häufende Suchbegriffe - würden etwa in derGoogle-Statistik gar nicht berücksichtigt.
Ein Impuls wird laut Nadine Schmidt-Mänz durch unvorhergeseheneEreignisse, Nachrichten oder Werbung angeregt. Ihn kennzeichne einplötzliches Interesse, das bald wieder abebbt. Ein Beispiel sei dieSuche nach «Tsunami» nach der Naturkatastrophe im Pazifik 2004. Umein genaues Abbild der Suchvorlieben zu erhalten, müsse man dieSuchabfragen daher im Zeitverlauf betrachten.
Das hat Schmidt-Mänz für ihre Dissertation von 2004 bis 2005anhand der Suchmaschinen Fireball, Lycos, MetaGer und Metaspinnergetan - und dabei teils ganz andere Suchvorlieben festgestellt alsdiejenigen in der Google- und Yahoo-Statistik. Ein Dauerbrenner-Themasei vor allem «Erotik».
«Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Suchverhalten bei Googleanders ist als bei den Suchmaschinen, die ich untersucht habe.» Eswerde vermutet, dass die Statistiken der großen Suchmaschinen vonErotik-Themen gesäubert werden. Stefan Keuchel von Google Deutschlandräumt dies auf Nachfrage ein.
Doch die Statistiken ließen sich auch anders manipulieren, sagtSchmidt-Mänz. So könnten Unternehmen versuchen, ihre Seite im Rankingnach vorne zu schieben - mit Programmen, die automatisch immerwiederkehrende Suchanfragen nach Begriffen stellen, die auf derUnternehmensseite auftauchen.
Über diese Hintergründe Bescheid zu wissen, kannSuchmaschinen-Nutzern helfen. Die registrierten Füllwörter und falschbenutzten Operatoren unter den Dauerbrennern lassen laut NadineSchmidt-Mänz darauf schließen, dass viele Surfer nicht mit derFunktionsweise der Programme vertraut sind.
Oft hapert es auch an der Formulierung der Suchanfrage. NachAnsicht der Suchmaschinenforscher des Regionalen Rechenzentrums fürNiedersachsen (RRZN) an der Universität Hannover sind die richtigenSuchwörter «ein großes Problem»: «Bei der Suche nach einem bestimmtenFachgebiet sind oftmals die richtigen Suchwörter, die Fachbegriffeund das Begriffsumfeld noch gar nicht bekannt.»
Schmidt-Mänz rät Nutzern daher, sich zunächst in die Begriffswelteinzuarbeiten und dann bei der Suchmaschine die «Phrasensuche» zunutzen. «Eine weitere Möglichkeit ist der Versuch, sich die perfekteWebseite vorzustellen, die zu einem Thema gefunden werden soll.» Dann könnten schrittweise die wichtigsten Formulierungen und Wörterin die Suche aufgenommen werden.