Streit in Ermsleben Streit in Ermsleben: Amt vertauscht Grundstücke
Ermsleben/MZ. - Jetzt, kurz vor Ostern, sitzt Manfred Schroth eigentlich am liebsten auf dem Liegestuhl im Garten seines Hauses im Pechhüttenweg 8 in Ermsleben. Da kann er unbeschwert die warmen Sonnenstrahlen des Frühlings genießen und sich an den ersten blühenden Krokussen erfreuen. Doch in diesem Jahr liegt ein Schatten auf der kleinen Idylle. Denn der 71-Jährige hat wegen seines Grundstückes großen Ärger mit dem Katasteramt in Staßfurt.
Seit die Behörde Anfang dieses Jahres das gesamte Gelände noch einmal hat vermessen lassen, ist der Rentner laut offizieller Flurkarte nicht mehr Besitzer "seines" Stückes 95/44. Das gehört jetzt Nachbar Peter Nagel im Pechhüttenweg 6. Der wiederum ist "sein" Flurstück 96/44 an Manfred Schroth losgeworden. So weit, so gut - darüber könnten die beiden Freunde eigentlich noch lachen. Doch das ist ihnen inzwischen gründlich im Hals stecken geblieben. Denn durch die neue Flurbezeichnung müssen alle Grundbucheinträge beim Notar geändert werden. Kostenpunkt für beide Grundstücke zusammen: etwa 1 500 Mark. Aber das ist bei weitem noch nicht alles. Manfred Schroth muss auch seine Kreditvereinbarung bei der Sparkasse umschreiben lassen. Selbst ein neuer Kaufvertrag ist nötig. Und dafür soll Manfred Schroth an das Finanzamt jetzt, nachdem er das Haus eigentlich schon 1975 gekauft hat, noch einmal 3,5 Prozent des aktuellen Immobilienwertes als Grunderwerbssteuer zahlen. "Ich weiß gar nicht, woher ich das Geld nehmen soll." Für Schroth, der früher als Schlosser und Kraftfahrer gearbeitet hat, ist die ganze Geschichte ein absolutes Unding. Denn in allen Unterlagen, die ihm vorliegen, ist sein Grundstück bisher als Flur 95/44 registriert gewesen.
Selbst einen Grundbuchauszug aus dem Jahre 1910 kann er vorweisen. Und auch beim Grundbuchamt in Ermsleben ist nichts anderes registriert. Dort kann man sich auch nicht erklären, warum bei der Vermessung des Katasteramtes aus Schroths Grundstück plötzlich Flur-Nummer 96/44 geworden ist. Deshalb will der Rentner jetzt erst einmal für Gerechtigkeit kämpfen: "Ich kann doch gar nichts dafür. Plötzlich fällt dem Katasteramt ein, dass die Bezeichnung von meinem Grundstück nicht stimmt. Und ich soll dafür auch noch zahlen. Das sehe ich nicht ein." Im Staßfurter Amt wollte man die ganze Geschichte gestern nicht kommentieren. "Wir werden uns sachkundig machen und dem Problem auf den Grund gehen", versprach der stellvertretende Leiter eine rasche Klärung der unklaren Verhältnisse. Bereits am Sonnabend werden wir weiter über diesen Fall berichten.