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Stieglitz vs. Abraham Stieglitz vs. Abraham: Zwei Boxer - zwei Welten

Von Petra Szag 23.08.2012, 18:58
Der Kampf zwischen Weltmeister Robert Stieglitz (l.) und Ex-Champion Arthur Abraham (r.) um den WBO-Titel im Super-Mittelgewicht findet am Samstag in Berlin statt. (FOTO: DAPD)
Der Kampf zwischen Weltmeister Robert Stieglitz (l.) und Ex-Champion Arthur Abraham (r.) um den WBO-Titel im Super-Mittelgewicht findet am Samstag in Berlin statt. (FOTO: DAPD) dapd

Halle (Saale)/mz. - Zwei Welten prallen aufeinander, wenn sich in der Berliner O2-Arena Titelverteidiger Robert Stieglitz aus Magdeburg und Lokalmatador Arthur Abraham als Herausforderer am Samstagabend gegenüberstehen. Die Boxer, die um den WBO-Titel im Supermittelgewicht kämpfen, könnten kaum unterschiedlicher sein. Im Beruf und auch privat. Der große MZ-Vergleich.

Ihre Boxstile

Stieglitz kommt zwar vom Karate, dennoch gilt er als ausgezeichneter Techniker. Der für seinen Trainingsfleiß bekannte Boxer zeichnet sich durch Konditionsstärke und einen aggressiven Kampfstil aus. Bei 17 seiner Siege ging er über die volle Zeit. Klassische Knockouts gab es bisher nur sechs - in 44 Kämpfen.

Abraham gilt als harter Hund. Unvergessen sein Sieg 2006 trotz doppelten Kieferbruchs. Und er kann nicht nur einstecken, sondern auch austeilen. Die Schlaghärte ist seine gefährlichste Waffe. Auf die verlässt er sich meist auch. Wenn nichts klappt, wird die Brechstange rausgeholt. Ihm fehlt oft Variabilität.

Ihre Karrierewege

Seit 2001 steht Stieglitz beim Magdeburger SES-Boxstall unter Vertrag. Sein erster Erfolg: Juniorenweltmeister. Als Senior scheiterte er bei seinem ersten Anlauf auf den IBF-Titel 2007. 2009 holte sich Stieglitz den WBO-Gürtel in Budapest gegen Karoly Balzsay. Seitdem hat der 31-Jährige seinen Titel sechsmal verteidigt.

Abraham hat 90 Amateurkämpfe bestritten, bevor er 2003 zu den Profis wechselte. Er ist beim Sauerland-Stall unter Vertrag. Von 2005 bis 2009 war der heute 32-Jährige IBF-Mittelgewichts-Weltmeister, stieg für das prestigeträchtige Super-Six-Turnier aber ins Supermittelgewicht auf - und verlor dreimal.

Ihre Charaktere

Diszipliniert, professionell im Training, voll auf den Job konzentriert. Und total unkompliziert im Umgang mit anderen. Stieglitz ist ein Musterschüler, wie ihn sich jeder Trainer wünscht. Dazu ein sympathischer Zeitgenosse ohne Allüren. Für die Vermarktung ist das durchaus ein Handicap, denn großes Sprücheklopfen ist nicht sein Ding.

Dass der Erfolg zuletzt ausblieb, hat möglicherweise auch mit Abrahams Einstellung zu tun. Er genießt das Leben mit Ferrari, luxuriöser Villa und Privat-Jet. Er genießt seine Popularität - und er weiß sich zu vermarkten. Ein Spaß-Kampf gegen Entertainer Oliver Pocher, seine Teilnahme an der Show „Let’s Dance“ auf RTL - der Boxer steht im Rampenlicht.

Ihre Trainer

Seit 2010 betreut der nur neun Jahre ältere Hallenser Dirk Dzemski den Champion. Zuvor hatten beide lange Seite an Seite trainiert. Stieglitz und Dzemski haben ein enges Vertrauensverhältnis, favorisieren die Vorbereitung in Magdeburg. Der Spaßfaktor darf bei ihnen nicht zu kurz kommen: Kino, Autorennen in Oschersleben, Harztour per Dampflok - da kommt keine Monotonie auf.

Ulli Wegner ist eine Trainerlegende. Der 70-Jährige hat schon Sven Ottke oder Markus Beyer zu Champions geformt. Mit väterlicher Strenge führt er Regie und wird zur Not auch mal laut. Vor den Kämpfen zieht er sich gern mit seinen Boxern, so auch mit Abraham, ins Trainingslager nach Zinnowitz oder Kienbaum zurück: Konzentration auf das Wesentliche.

Die Privatmenschen

Stieglitz wurde vor 31 Jahren als Wolgadeutscher in Jeisk geboren, kam vor knapp zwölf Jahren nach Magdeburg. Er lebt in Scheidung, hat einen fünfjährigen Sohn. Seine neue Partnerin ist Tatjana Genrich. Eine Fachfrau: Die Miss Sachsen-Anhalt ist auch Box-Landesmeisterin. Der Profiboxer kann einen Abschluss als diplomierter Sportlehrer vorweisen.

Der heute 32 Jahre alte Abraham kam 1995 mit seiner Familie aus Armenien nach Deutschland. Über Bamberg und Nürnberg führte ihn sein Weg nach Berlin. Seit 2006 besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Abraham hat den Beruf eines Schreiners gelernt. Zudem absolvierte er ein Fernstudium in der Fachrichtung Internationales Management.