Statt Uni: Studieren an der Fachhochschule
Bremen/Köln/dpa. - Mit Bachelor und Master bieten Fachhochschulen die gleichen Abschlüsse an wie Universitäten. Fachhochschulen seien ohnehin eine anerkannte Alternative, ist Ulrich Berlin, Sprecher der Hochschule Bremen, überzeugt.
«Spätestens heute können die Fachhochschulen den Universitäten in Augenhöhe begegnen», sagt Berlin. Gero Federkeil, Projektleiter beim Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh, sieht eine Tendenz zur Annäherung, was die Wertigkeit der Abschlüsse angeht. Beide Hochschultypen haben aber etwas andere Schwerpunkte: Universitäten mehr in Grundlagenforschung und Theorie, Fachhochschulen eher in der Anwendung. Studienanfänger sollten sich daher fragen, ob sie später wissenschaftlich tätig sein wollen, rät Ulrich Berlin: «Solche Leute sollten lieber zur Universität gehen.»
Gemessen am Studienaufwand unterscheiden sich FH- und Uni-Studenten nicht. Nach einer Erhebung des Hochschul-Informations-Systems (HIS) investierten im Sommersemester 2006 beide Gruppen im Schnitt 34 Stunden pro Woche in ihr Studium. FH-Studenten haben das Zeugnis aber tendenziell schneller in der Tasche. Ob das Zeugnis von der FH oder Universität kommt, ist für spätere Arbeitgeber meist nicht entscheidend: «Die Mehrheit der Unternehmen macht da keinen Unterschied», sagt Christiane Konegen-Grenier, Hochschulexpertin beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Das habe sich etwa in einer Befragung zu Bachelor-Abschlüssen im Jahr 2005 gezeigt.
Das Hochschulzertifikat sei auch «nur ein Mosaikstein im Anforderungsprofil», sagt Konegen-Grenier. «Das sollte man nicht überbewerten.» Faktoren wie Zusatzkenntnisse, Auslandserfahrung, Praktika und die Persönlichkeit des Bewerbers zählten ebenfalls. Ein Vorteil der FH-Absolventen aus Sicht der Unternehmen sei die anwendungsbezogene Ausbildung.
Die Jobaussichten sind für FH-Absolventen gut, wie das Beispiel der Hochschule Bremen zeigt: Bei den jährlich etwa 1100 Absolventen, die in den Arbeitsmarkt gehen, liegen die Vermittlungsquoten unmittelbar nach Abschluss bei 85 Prozent, sagt Berlin. Ein Jahr nach dem Diplom, Bachelor oder Master hätten sogar fast 96 Prozent eine Stelle, die ihrer Qualifikation entspricht - von Bionik über Maschinenbau bis Tourismusmanagement.
Beim Einkommen sind laut HIS-Erhebungen bei den traditionellen Abschlüssen in vergleichbaren Fächern die Uni-Absolventen leicht im Vorteil. Bei Befragungen bis etwa eineinhalb Jahre nach dem Examen gaben beispielsweise Uni-Absolventen im Bauingenieur- und Vermessungswesen aus dem Jahrgang 2005 ein Brutto-Jahreseinkommen von durchschnittlich 33 400 Euro an. 28 850 Euro waren es bei den Arbeitnehmern mit FH-Diplom. Unter den Architekten allerdings hatten die FH-Absolventen etwas höhere Einkünfte.
Für die Zulassung zum Bachelorstudium an der FH ist das Abitur oder die Fachhochschulreife nötig. Oft gilt ein Numerus Clausus. Je nach Studiengang können zudem ein Vorpraktikum, Fremdsprachenkenntnisse, eine Eignungsprüfung oder auch eine abgeschlossene einschlägige Berufsausbildung verlangt werden, erklärt Ulrich Berlin, Sprecher der Hochschule Bremen.