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Stars von gestern Stars von gestern: Das ungleiche Tennis-Duo Bungert/Kuhnke feiert 65. Geburtstag

Von Andreas Bellinger 30.03.2004, 15:00
Wilhelm Bungert (l) und Christian Kuhnke in Cleveland/Ohio (Archivfoto vom 25.08.1970). Das Tennis-Duo versuchte Ende August des Jahres 1970 den Davispokal nach Deutschland zu holen. Das ging schief: Mit 0:5 unterlagen sie dem Titelverteidiger USA. Im April 2004 feiern beide 65. Geburtstag. (Foto: dpa)
Wilhelm Bungert (l) und Christian Kuhnke in Cleveland/Ohio (Archivfoto vom 25.08.1970). Das Tennis-Duo versuchte Ende August des Jahres 1970 den Davispokal nach Deutschland zu holen. Das ging schief: Mit 0:5 unterlagen sie dem Titelverteidiger USA. Im April 2004 feiern beide 65. Geburtstag. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Sie waren Rivalen, sie waren Partner - und bis heute sind sie dicke Freunde geblieben. Als Team haben sie Tennis- Geschichte geschrieben - lange vor Wimbledonsieger Boris Becker. Es war Ende August des Jahres 1970, als sich Wilhelm Bungert und Christian Kuhnke anschickten, den Davispokal zum ersten Mal überhaupt nach Deutschland zu holen. Der «Familienausflug» nach Cleveland ging schief; mit 0:5 unterlagen sie dem Titelverteidiger USA. Eine halbe Ewigkeit ist das jetzt her. Im April feiern beide 65. Geburtstag.

«Im Vergleich zu heute war es lächerlich, wie das damals abgelaufen ist. Wir haben keinen Pfennig gekriegt und mussten bis ins Finale über drei Kontinente», erzählt Bungert, der am 1. April als erster des ungleichen Doppels «in Rente geht». Nach sechs Siegen hatten er und der 14 Tage jüngere Kuhnke sich zum Herausforderer des Rekord-Daviscupgewinners gemausert und dabei einen Reise-Marathon bewältigt. Der Schlussspurt ins Endspiel führte sie binnen einen Monats über die damalige Hippie-Pilgerstätte Poona, wo Indien mit 5:0 geschlagen wurde, und einem 4:1 im Düsseldorfer Rheinstadion über Spanien in den US-Bundesstaat Ohio.

«So etwas gibt es heute gar nicht mehr», sagt der promovierte Rechtsanwalt Kuhnke. «Der Scheue», wie er tituliert wurde, liebte seinen Sport. Nicht aber die Öffentlichkeit und schon gar nicht die Reporter, die damals wegen der Urlaubsstimmung im deutschen Team mit ihrer Kritik nicht hinter dem Berg hielten. Vor allem Bungert, der sich wegen seiner im Hotelzimmer kränkelnden Tochter nicht in Ruhe vorbereiten konnte, bekam sein Fett weg.

«Die Zahl meiner Interviews ist im Nullbereich», erinnert sich Kuhnke, der im aktuellen Gespräch mit der dpa eine Ausnahme machte. «Ich glaube, ich war manchmal ganz schön unfreundlich.» Auftritte wie bei der 100-Jahrfeier des Verbandes meidet er noch heute kategorisch. Deshalb war das Ansinnen, ihn in die Führung des Tennis-Bundes einzubinden, illusorisch. «Das ist nicht meine Welt», sagt der gebürtige Berliner, der mit seiner Frau in München lebt.

Tennis spielt der Linkshänder nur noch sporadisch. Und wenn, dann am liebsten noch immer mit Bungert, der dazu regelmäßig nach München kommt. «Alles im Leben hat seine Zeit», betont Kuhnke. Aus der Tennis-Szene der Neuzeit hält er sich heraus. Eine Ausnahme ist seit dem Vorjahr der Trip mit Freund Bungert zu den French Open. Wimbledon reizt den Viertelfinalisten der Jahre 1963/64 weniger.

«Paris bietet als Stadt viel mehr», meint auch Bungert, der 1967 auf dem Heiligen Rasen im Finale gestanden hatte. «Das Wichtigste ist, dass man Spaß hat», sagt der damals als Nachfolger Gottfried von Cramms gefeierte Bungert. Als Daviscup-Kapitän war ihm der Spaß nach knapp sechs Jahren vergangen; durch die Umstände, die 1986 zu seiner Ablösung führten. «Es war eine Schande, wie das abgelaufen ist.» Das Verhältnis zu Boris Becker ist seither als eiskalt zu bezeichnen.

Mit den Problemen des kriselnden Verbandes haben Bungert und Kuhnke nichts am Hut. «Jetzt ist der Karren so weit im Dreck; da sollen die selbst sehen, wie sie ihn wieder flott bekommen.» Als Funktionäre stehen sie jedenfalls nicht zur Verfügung. Dazu würde ihnen auch die Zeit fehlen, denn aufs Altenteil werden sich beide nicht zurückziehen.

Bungert hat mit seiner Tennis- und Golf-Ranch in Hilden bei Düsseldorf genug zu tun. Und Kuhnke will sich als Experte im Zivil- und Handelsrecht auch weiterhin in seiner Kanzlei betätigen. «Aber kürzer treten» wollen beide schon. Reisen und mehr Zeit für die Freunde haben - das soll nicht nur ein frommer Wunsch bleiben, wenn Bungert am 1. und Kuhnke am 14. April Geburtstag gefeiert haben.