Starkes schwaches Geschlecht
Lübeck/MZ. - Das schwache Geschlecht trumpfte wieder einmal stark auf. Bei der Bestandsaufnahme der besten deutschen Judoka legten Heide Wollert und Claudia Malzahn ihre Kontrahentinnen gleich reihenweise aufs Kreuz. Dafür musste ihr Vereinsgefährte Michael Möbius, im Vorjahr noch klar die Nummer eins im Limit bis 73 Kilogramm, eine schmerzhafte Erfahrung machen. "Ein ganz dummer Fehler gegen den Frankfurter Nico Müller hat Micha den Einzug ins Finale gekostet. Diese unglückliche Niederlage ist schon ärgerlich", seufzte SV-Trainer Frank Hölperl. Im Kampf um Bronze hatte sein Schützling dann "einfach den Kopf nicht mehr frei." Damit blieb dem Titelverteidiger diesmal nur der fünfte Platz.
Hölperls Trumpf-Asse in der Frauen-Konkurrenz hingegen stachen - nicht ganz unerwartet. Nach der Absage von Olympiastarterin Anna von Harnier, die nach einer Schulter-Operation wohl länger ausfällt, wurde Halles 63-Kilo-Girl Claudia Malzahn ihrer Favoritenrolle gerecht und machte mit allen fünf Herausforderinnen kurzen Prozess. Dafür gab's das dritte Meisterschafts-Gold in ihrer noch jungen Karriere. Vize-Europameisterin Heide Wollert stand ihrer Freundin nicht nach und holte sich ebenfalls in souveräner Manier ihren Titel Nummer zwei. Dass die Olympia-Dritte Anett Böhme diesmal fehlte, schmälert den Erfolg der 22-jährigen Sportstudentin überhaupt nicht. "Das war schon Klasse", attestierte der Judo-Lehrer seinen Meisterschülerinnen eine steil ansteigende Form. Die werden sie auch brauchen, denn auf das SV-Duo warten nun in Korea Wettkämpfe und Trainingslager mit der Nationalmannschaft. Danach ist die Studenten-WM in Moskau.
Eine längere Zwangspause steht hingegen Vorjahres-Vize Jeannette Wanke bevor. Die SVerin versuchte im Limit bis 52 Kilo mit einem lädierten Kreuzband zwar die Flucht nach vorn, musste sich am Ende aber mit Platz sieben begnügen.
Zufrieden war der Coach mit seinen Youngstern Timo Prellwitz und Josef Porrmann. Die Junioren haben ihre Haut teuer verkauft und laut Hölperl sicher eine Menge dazugelernt. Einzig Janosz Bölsckei blieb unter seinen Möglichkeiten.