Stadtentwicklung Stadtentwicklung: Wie eine Alte Brücke zur guten Stube wird
Zerbst/MZ. - Die Alte Brücke, ein "Sorgenkind der Stadt Zerbst", wie es Baudezernent Wolfgang Arndt ausdrückt, soll ein neues Gesicht bekommen. In der zweiten Juliwoche rücken die Tiefbauer an, um vor der Apotheke an der Nuthebrücke in Richtung Schlossfreiheit Abwasserleitungen zu verlegen. In den ersten Tagen, informiert Arndt, sei die Straße für den Verkehr noch freigegeben. Dann aber würde sie - und zwar auch nach Abschluss der Bauarbeiten - den Fußgängern vorbehalten bleiben. Der Ausbau des ersten, rund 150 Meter langen Abschnitts zwischen Nuthebrücke und Schlosskonditorei wird 1,1 Millionen Mark kosten. 90 Prozent davon kommen als Investpauschale vom Land Sachsen-Anhalt. In der künftigen Fußgängerzone werden kleinwüchsige Ahorn bäume wachsen. Das Jahrhunderte alte Kopfsteinpflaster wird entfernt und für den Bau von Parktaschen am Heidetorfriedhof verwendet.
Bordsteine sind nicht vorgesehen. Beidseitig werden Sandsteinplatten verlegt. Als "Stadtmobiliar", so der Fachausdruck, sollen Bänke, neue Lampen, natürlich Papierkörbe, mit Pflanzen berankte Säulen, Fahrradständer und Kleinspielgeräte aufgestellt werden. Ob sich damit die Alte Brücke dann tatsächlich zur "guten Stube" der Kreisstadt mausert, hängt nicht zuletzt auch von den beiden leer stehenden großen Kaufhäusern ab. Über ihre Zukunft, so der Baudezernent, lasse sich noch nichts sagen. Über vage Anfragen sei das Investoren-Interesse noch nicht hinausgegangen. Seit Jahren steht die Alte Brücke in der Kritik von Bürgern und Stadtrat, zeigt sich doch die frühere Einkaufs- und Bummelmeile besonders in den Abendstunden tot und verwaist. Als man in den 70er Jahren versuchte, hier einen Boulevard zu gestalten, half das auch nicht viel, zumal nach nicht einmal der Hälfte des Weges das Geld ausging.
So etwas scheint heute nicht zu drohen. Im zweiten Bauabschnitt, der laut Arndt im kommenden Jahr nochmal rund zwei Millionen kosten wird, soll die Fußgängerzone bis zur B 184 ausgebaut werden. Dazu gehört der Rückbau der zu DDR-Zeiten verbreiterten Nuthebrücke. Damit soll das hier in Röhren geleitete Flüsschen wieder ans Tageslicht geholt und renaturiert werden. Das bringt allerdings ein Problem mit sich: Die Wasserjette muss mit ihrem Brunnen umziehen. Über den künftigen Standort - etwa mitten auf der Alten Brücke oder aber doch in der Nähe der Nuthe - hat der Stadtrat noch nicht entschieden. Das Schönebecker Planungsbüro schlägt aus ästhetischen Gründen erstere Variante vor, während historisch bewanderte Zerbster ihr Original lieber in der Nähe seiner früheren Schöpfstelle an der Nuthe sehen würden. Die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts ist für Anfang Dezember geplant, "falls die Archäologen nichts finden", merkt der Baudezernent an. Wie bei allen innerstädtischen Bauarbeiten, bei denen die Erde aufgerissen wird, hat die Stadt einen Vertrag mit dem Archäologischen Landesamt geschlossen, so dass Archäologen die Schachtarbeiten begleiten.