Spreewald Spreewald: Wabi-Sabi im Reich der Gurke
Halle/MZ. - Mit einem buntenFrühlings-Korso starten am 1. April die Spreewaldkähnein die neue Saison. Wer das einzigartige Biosphärenreservatnicht nur aus der Kahnperspektive erlebenwill, steigt aufs Fahrrad oder in den Wellness-Pool.
Am Lübbenauer Kahnhafen sonnt sich ein Katzentier. Vom Postkartenständer des Souvenirladens lächeln sorbische Trachtenfrauen, Fahrrad fahrende Gurken und zufriedene Gesichtsmaskengesichter auf den leeren Platz, der schon bald wieder zu den belebtesten im ganzen Spreewald gehören wird. Am 1. April beginnt die Fährsaison. Täglich um neun starten die Kähne. Die kürzeste Tour dauert eine, die längste acht Stunden. Keine Fahrt gleicht der anderen. Es gibt Dorfrund-, Grill- und Hochzeitsfahrten, kleine und große Hochwald-Touren. Als besonderen Tipp für Romantiker nennt Sybille Hähnel vom Tourismusverband Spreewald "Mondschein- oder Lampionkahnfahrten". Für die solle man sich am besten vorher anmelden.
Was dem einen beschauliche Ausblicke bei Kaffee und Kuchen respektive Bier und sauren Gürkchen, sind dem anderen Abenteuer und sportlicher Ehrgeiz. Wer das einzigartige Binnendelta auf eigene Faust erkunden will, kann sich Ruder- oder Paddelboot leihen. Ungefähr 250 des über 970 Kilometer umfassenden Netzes aus Kanälen und Fließen sind befahrbar.
Nicht weniger erlebnisreich ist es, das üppige Wald- und Wiesenland mit seinem traditionellen Gemüseanbau und den typischen reetgedeckten Bauernhäusern per Drahtesel zu durchgurken. Die schönsten Strecken und Flecken verbindet der rund 250 Kilometer lange Gurkenradweg, der an einschlägigen Feldern wie auch sehenswerten Bauten vorbeiführt. Da ist etwa die "Slawenburg Raddusch", Nachbildung einer tausendjährigen sorbischen Rundburg. Gleich um die Ecke füllt der neu entstehende Bischdorfer See allmählich den einstigen Tagebau Seese-Ost und soll bald zum Baden laden.
Mit mehr als 18 000 Tier- und Pflanzenarten bietet das Unesco-geschützte Biosphärenreservat Spreewald reichlich Gelegenheit für spannende Beobachtungen in Flora und Fauna. Spürbare Nähe zur Natur findet der erholungssuchende Spreewaldgast auch bei erstklassigen Wellnessangeboten wieder. Das Resort- und Spa-Hotel "Zur Bleiche" in Burg errang sogar zum fünften Mal in Folge die Höchstnote des Relax Guide 2006. Seine Inhaber, Christine und Heinrich Michael Clausing, 2005 zu den "Hoteliers des Jahres" gekürt, eroberten mit ihrem ganzheitlichen Wohlfühl-Konzept die Herzen der Gäste. Licht und Temperaturverhältnisse spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie Gerüche und Geräusche, Raumstrukturen und Sichtachsen.
Das Haus mit dem Storch im Logo umfasst 90 Zimmer und Suiten, zum Teil mit eigener Sauna oder Hamam. Für ausgezeichnete kulinarische Annehmlichkeiten sorgt Küchenchef Oliver Heilmeyer. Gäste haben die Wahl zwischen acht Restaurants, darunter das À-la-carte-Restaurant "17fuffzig", das der Gault Millau 2005 mit 17 Punkten bedachte. Herzstück des weitläufigen Komplexes ist die große Landtherme mit scheunengroßem Schwimmbad nebst Kamin, türkischem Hamam, russischer Banja, in der es nach frischem Birkenholz duftet, Kelo-Sauna, Kräuter- sowie Gletscherkammer. Die Räume hell, luftig und warm. Offenes Feuer, bewegtes Wasser, Düfte von Kräutern, Blüten, Ölen. Vogelzwitschern von draußen. Im Sommer Grillenzirpen, auch von drinnen - ganz absichtlich.
Grundthema bei Bädern, Massagen und Kosmetik ist Wabi-Sabi, die altjapanische Lehre von klarer Schönheit, die sich im ganzen Haus widerspiegelt. Für Christine Clausing bedeutet das: "So einfach wie möglich. Je weniger Design, desto mehr Raum für das Erleben des Naturbelassenen, für eigene Träume."
Eine weitere Attraktion in Burg lockt nur wenige Minuten weiter zum salzigen Bade: die Spreewald-Therme. Der im Herbst 2005 eröffnete Wellnesstempel speist seine Becken aus einer 1 350 Meter tiefen, 24-prozentig mineralisierten und 31 Grad warmen Solequelle direkt unter sich. Während sich die großen Gäste in Pools und Wannen erquicken, gehen die Kleinen auf die spritznasse Suche nach dem Schlangenkönig. Über das Original dieser alten Fabelfigur, die in den Fließen des Spreewalds zu Hause ist, erzählt der Volksmund viele Sagen. Außer im Planschbecken des Burger Thermalbades begegnet man dem König der Schlangen an den Giebelspitzen alter Spreewaldhäuser - doppelt und gekreuzt, um Böses fern zu halten.
Noch jede Menge mehr Sagenhaftes und Historisches, etwa über die Entstehung der Fließlandschaft oder die Ursprünge der slawischen Besiedlung, können Besucher im Spreewaldmuseum Lübbenau-Lehde erfahren. Ganze Bauernhöfe zählen zu den Exponaten und laden zur Zeitreise ein.
Wer vornehmere Gemächer bevorzugt, lasse sich das Fürst-Pückler-Museum im gleichnamigen Park in Cottbus-Branitz empfehlen. Neben den Wohnräumen des exzentrischen Adeligen, der zwar nicht das dreifarbige Halbgefrorene erfand, doch seinen Namen dafür hergab, sind Gemälde des Malers Carl Blechen zu sehen. In dem rund 96 Hektar großen Park mit den seltsamen Pyramiden lassen sich nach langem Sitzen im Spreewaldkahn hervorragend die Beine vertreten.