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Sporthilfe Sporthilfe: Neckermann für den Sport - mit 56 Olympiagold

Von Nikolaj Stobbe 04.06.2012, 15:52

Berlin/SID. - Er baute ein riesiges Versandhaus-Imperium auf, war erster Vorsitzender der Deutschen Sporthilfe und gewann im hohen Alter von 56 Jahren Jahren noch Olympia-Gold: Josef Neckermann gehörte über viele Jahrzehnte zu den schillernden Figuren des deutschen Sports. Am Dienstag (5. Juni) wäre „Necko“ 100 Jahre alt geworden.

Unter dem Motto „Neckermann macht's möglich“ baute der gebürtige Würzburger in der Nachkriegszeit seine Textilfirma zu einem florierenden Versandhaus-Konzern aus. Das Unternehmen bot Textilien und Konsumgüter zu günstigen Preisen an und erlebte einen rasanten Aufstieg. Anfang der 60-er Jahre kam das Reiseunternehmen Neckermann dazu. Schon in den 30-er Jahren hatte der Sohn eines Kohlehändlers den Grundstein für sein Unternehmen gelegt. Der Makel: Im Zuge der Arisierung übernahm Josef Carl Peter Neckermann Unternehmen aus jüdischem Besitz zu günstigen Konditionen. Nach Ende der Naziherrschaft kam der umtriebige Geschäftsmann mit einem blauen Auge davon und wurde lediglich als „Mitläufer“ eingestuft. Mit der Zahlung eines Bußgeldes von 2000 Mark war seine Schuld beglichen.

Schon früh interessierte sich „Necko“ für das Reiten. Im Alter von 14 Jahren gewann er Springen im Raum Stuttgart. Seit 1956 betrieb er die Dressur ernsthaft und gewann im Laufe seiner Karriere sechs olympische Medaillen. Zweimal gab es Gold mit der Mannschaft, 1964 und 1968. Bei seinem zweiten Triumph war Neckermann bereits 56 Jahre alt. Am 13. Januar 1992 starb er im Alter von 79 Jahren in Dreieich bei Frankfurt/Main an Lungenkrebs. Als es Mitte der 60-er Jahre erste Probleme gab mit dem Konzern, der schließlich mehrheitlich an die Karstadt AG verkauft wurde, wandte sich Neckermann als Funktionär verstärkt dem Sport zu.

Der damalige Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, Willi Daume, soll den Herrenreiter überredet haben, Geld für den Sport zu sammeln. „Mir schwebt eine Stiftung vor, eine Einrichtung, die in ihren Grundlinien aus dem Schatz des Erlebten und Erarbeiteten erwachsen soll“, wurde Daume in der Süddeutschen Zeitung zitiert. Die Idee der Deutschen Sporthilfe war geboren, und Neckermann wurde ihr erster Vorsitzender. Der Job wurde zur Lebensaufgabe, bis 1988 stand Neckermann dem Sportsozialwerk vor.

In seiner Amtszeit erhielten 18.000 Sportler insgesamt rund 120 Millionen Euro. Einen großen Anteil davon entlockte Neckermann reichen Privatpersonen, sich selbst bezeichnete er gerne als „Bettler der Nation“. Dem Dressursport blieb er bis ins hohe Alter verbunden. Fast alle großen Titel konnte der Pferdenarr gewinnen. Neckermann wurde Welt- und Europameister und gewann in der Zeit von 1962 bis 1974 viermal die deutsche Meisterschaft. Seine aktive Karriere beendete er 1981 beim Turnier in Aachen - im stolzen Alter von 69 Jahren.