Spanien Spanien: Vicente del Bosque beerbt Aragones
Madrid/dpa. - Der 57-Jährige aus Salamanca wird Nachfolger von LuisAragonés, teilte der spanische Fußball-Verband (RFEF) am spätenDienstagabend mit. Der Vertrag des neuen Coachs läuft zunächst nurbis zur WM und garantiert Del Bosque ein Jahresgehalt von 600 000 bis650 000 Euro plus Prämien. Sein Debüt wird er bei einemFreundschaftsspiel gegen Dänemark am 20. August geben. Am 6.September starten die Spanier dann gegen Bosnien-Herzegowina in dieWM-Qualifikation.
Der 57-jährige frühere Trainer von Real Madrid tritt in der«Selección» kein leichtes Erbe an: Mit Aragonés hatten die Iberer vordrei Wochen erstmals seit 44 Jahren den EM-Titel gewonnen. Außerdemwar Spanien unter dem «Weisen von Hortaleza», wie Aragonés in seinemHeimatland genannt wird, in den letzten 22 Spielen ohne Niederlagegeblieben.
Trotz seiner Erfolge war der bald 70-Jährige im Verband nichtunumstritten. Seine teils schroffe Art und vor allem dieNichtberücksichtigung von Real-Madrid-Superstar Raúl bei der EMbrachten ihm Kritik ein - unter anderem vom technischen Direktor desRFEF und ehemaligen Teamkollegen Raúls, Fernando Hierro. Wohl auchdeshalb sei der Vertrag von Aragonés nicht verlängert worden, hieß esin der Presse. Die Fans trauerten dem künftigen Trainer vonFenerbahce Istanbul hingegen nach.
Doch der Verband ist zuversichtlich, mit Vicente del Bosque einenebenso kompetenten Nachfolger gefunden zu haben. Der 57-Jährige warvon 1999 bis 2003 Trainer bei Real Madrid und gewann in dieser Zeitje zweimal die Champions League und die spanische Meisterschaft.Obwohl er damit zu einem der erfolgreichsten Trainer derVereinsgeschichte wurde, musste er die «Königlichen» schließlichverlassen. Sein unspektakuläres Auftreten - Del Bosque gilt alsruhig, bescheiden und geduldig - passte nicht zum Image desstarbesetzten Hauptstadtclubs.
Trotzdem bewies Del Bosque damals, dass er auch mit schwierigenCharakteren arbeiten und aus Individualisten eine Einheit formenkann. Eine Eigenschaft, die ihm als Trainer der «Roja» hilfreich seinsollte, um das derzeit gute Mannschaftsgefüge beizubehalten und zuverhindern, dass zwischen den Katalanen des FC Barcelona und denStars von Real Madrid Probleme auftreten. Als Trainer war Del Bosquezuletzt 2005 bei Besiktas Istanbul tätig, danach arbeitete er alsFußball-Kommentator für TV und Radio.