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Spanien Spanien: Valencia hat ein besonderes Verhältnis zum Wasser

Von Thomas Kärst 10.04.2007, 09:06
Blick ins Grüne statt ins Blaue: Einst überspannten die Brücken in Valencia den Fluss Turia, heute erstrecken sich unter ihnen kilometerlange Parkanlagen. (Foto: dpa)
Blick ins Grüne statt ins Blaue: Einst überspannten die Brücken in Valencia den Fluss Turia, heute erstrecken sich unter ihnen kilometerlange Parkanlagen. (Foto: dpa) Turivalencia

Valencia/dpa. - Den FlussTuria verlegten sie vor 40 Jahren einfach aus der Stadt heraus undnutzen das trockene Flussbett seitdem als Park. Und jetzt haben sieeinen neuen Hafen gebaut - schließlich ist die spanische Küstenstadt westlich von Mallorca im Sommer Schauplatz des 32. America's Cup.

Donnernd braust der Verkehr über die Puente del Real. Die mehr als400 Jahre alte «königliche Brücke» überspannte einst den Rio Turia -doch wer sich heute über das Geländer beugt, erblickt nur Palmen,Blumenbeete und Jogger. Zwölf Kilometer lange Parkanlagen durchziehenValencia von West nach Ost wie ein grünes Band. Schon vor mehr als 40Jahren bekam der Turia mehrere Kilometer südlich ein neues Bett. DerGrund: 1957 verwüsteten schwere Überschwemmungen die Stadt.

Gegen ursprüngliche Pläne, im trockenen Flussbett eineStadtautobahn anzulegen, erhob sich bald breiter Protest. «Das Mottowar: Der Fluss gehört uns, und wir wollen ihn grün», erzählt JuanMuñoz vom örtlichen Tourismusamt. So wurden seit Mitte der achtzigerJahre Parks angelegt, aber auch Fußballfelder und Tennisplätze.

Eindrucksvoll ist vor allem ein Abschnitt Richtung Hafen: Hiererhebt sich die futuristische «Stadt der Künste und Wissenschaften».In künstlichen Seen spiegeln sich Bauten aus filigranem weißen Beton.Wie eine Mischung aus Raumschiff und Riesenfisch zieht die neue OperBlicke auf sich. Sie wurde im Herbst 2006 mit «Fidelio» eröffnet.

Daneben steht ein Imax-Kino in Form eines Auges, gefolgt von einemNaturkundemuseum, das an eine Kauri-Muschel erinnern soll. Hierdrängen sich die Schulklassen - schließlich wird im Innern nicht nurdas Wirken der Naturgesetze erklärt, sondern werden anschaulich auchechte Flugzeuge oder eine Ausstellung zur «Titanic» gezeigt. Nochvoller ist es im «L'Oceanografic», dem größten Aquarium Europas.

Von der Kunst- und Wissenschaftsmeile ist es nicht mehr weit zumHafen. Vom alten Industriehafen wurde ein eigener America's Cup Portabgetrennt. Hier reihen sich die Basislager von Alinghi und seinenelf Herausforderern aneinander. Groß war das Erstaunen, als beimletzten Cup vor vier Jahren das Schweizer Team Alinghi diebegehrteste Seglertrophäe der Welt gewann. Da der Sieger den nächstenWettbewerb ausrichtet, in diesem Fall aber die Heimat der Gewinnervon vorneherein ausschied, gingen die Schweizer auf die Suche undwurden in Valencia fündig. «Der Wind ist stabil», erläutert BegonaRubio vom Presseteam des America's Cup. Doch auch die Geschichte derStadt und das Entgegenkommen der Stadtväter hätten wohl den Ausschlaggegeben.

Ein eigener Kanal führt vom Sporthafen hinaus aufs offeneMittelmeer. Hier üben die Teams seit Monaten. Den besten Blick aufdas Geschehen vor der Küste sollen Schaulustige von einem neuerrichteten Besucherzentrum aus haben. Doch es findet sich auch nochdas ein oder andere historische Relikt rund um den America'sCup-Hafen - alte Lagerhallen und ein renoviertes Zollhäuschenunterstreichen, dass hier schon seit langem Seefahrt stattfindet.

Ursprünglich waren es die Römer, die dem Ort auf einer Insel imTuria-Fluss den Namen Valentia gaben. Erst in jüngster Zeit wurde dasantike Forum ausgegraben. An die fast 500-jährige maurischeHerrschaft erinnert dagegen fast nichts mehr.

Der fast 70 Meter hohe Glockenturm der Kathedrale überragt dasZentrum der gut erhaltenen Altstadt. Hohe schmale Häuser mit hübschenBalkonen und kleinen Läden säumen die engen Gassen. Wie vielesüdeuropäische Städte lebt auch Valencias Flair von den Märkten.Neben mehreren kleineren Märkten ist vor allem der 1928 im Jugendstilerrichtete Zentralmarkt einen Besuch wert.

Doch am Wochenende leert sich die Innenstadt: Dann zieht es Jungund Alt zum Strand. Einer der schönsten Abschnitte beginnt gleichhinter dem Hafen: Eine palmenbestandene Strandpromenade, an der sichein Fischrestaurant an das nächste reiht. Mancher fährt auch in dieAlbufera, ein unter Naturschutz gestelltes Lagunengebiet südlich vonValencia. Gefischt wird hier nicht mehr - aber die ehemaligen Fischerfahren die Gäste gerne mit den flachen Holzbooten durch das hoheSchilf. Ganz gemächlich tuckert der Außenborder - es muss ja nichtimmer die Rennyacht sein.

Informationen: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Myliusstraße 14,60323 Frankfurt (Tel.: 069/72 50 33, Broschürentelefon: 06123/991 34)

Ideale Stadt für Segler: Valencia (Grafik: dpa)
Ideale Stadt für Segler: Valencia (Grafik: dpa)
gms