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Snow White

31.07.2009, 22:15

Hamburg/dpa. - Nico lebt das Leben eines Luxusweibchens. Party, Sex und Drogen - nicht lässt die Tochter aus gutem Hause aus. Als sie den Rapper Paco trifft, beschließt sie, ihr Leben zu ändern.

Bei 3sat ist an diesem Samstagabend um 21.55 Uhr erstmals im deutschen Fernsehen das Schweizer Drama «Snow White» zu sehen, eine Art modernes Märchen. Inszeniert hat es der irakisch-stämmige Regisseur Samir, der für seine unkonventionellen Erzählstrukturen bekannt ist.

Jeden Abend geht die junge Bankertochter Nico (Julie Fournier) zusammen mit ihrer Freundin Wanda in Zürich auf die Piste. Sie feiern bis zum Umfallen. Wanda ist im Zürcher Arbeitervorort Schwamendingen aufgewachsen und wild entschlossen, mit ihrer Schönheit Geld zu verdienen. Ihre Liebhaber nennt sie Sponsoren. Den nötigen Kick holen sich die Mädchen mit jeder Menge Kokain. Daher stammt auch der Filmtitel «Snow White» nicht aus dem Märchen.

Als Nico bei einem Konzert in einem Nachtclub dem zornigen, aus einer spanischen Migrantenfamilie stammenden Rapper Paco (Carlos Leal) begegnet, verlieben sich die beiden krass unterschiedlichen Typen ineinander. Nico ist fasziniert von der Lust an der Provokation und will ihr Luxusleben radikal ändern. Aber als Paco mit seiner Band auf Tour geht, fällt sie in alte Gewohnheiten zurück - mit dramatischen Folgen.

Trotz formaler Experimentierfreude mit «Multiple Screens» und Super-8-Sequenzen kommt der sichtlich ambitionierte Spielfilm des Regisseurs Samir («Forget Bagdad») vorhersehbar und klischeebeladen daher. Der Kontrast zwischen der gelackten Glitzerwelt Nicos, die hübsch aufgeräumt wie in einer TV-Telenovela glänzt, und der vermeintlich subversiven, sozial degradierten Rapper-Szene von Paco wird immer nur behauptet.

Dabei bemühen sich die Hauptdarsteller Julie Fournier und Carlos Leal nach Kräften, dem vorhersehbaren Drehbuch Leben einzuhauchen. Selbst arrivierten Darstellern wie Sunnyi Melles, die Nicos eiskalte, neurotische Mutter spielt, oder Stefan Kurt als avantgardistischem Theaterregisseur fällt es schwer, dem Melodram Konturen zu verleihen.

Regisseur Samir kam mit sechs Jahren mit seinen Eltern aus dem Irak in die Schweiz. Nach der Schule wurde er zunächst Schriftsetzer, dann Kameramann und Regisseur. 1994 übernahm er mit dem Dokumentarfilmer Werner Schweizer die Dschoint Ventschr Filmproduktion, die als Talentschmiede des Schweizer Films gilt.