Skispringen Skispringen: Weißfolg kritisiert Olympia-Kader
Klingenthal/dpa. - Zur Weltelite haben die deutschen Skispringerauch neun Tage vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele inVancouver noch Rückstand. Für Olympiasieger Jens Weißflog hat derMangel an international wettbewerbsfähigen DSV-«Adlern» seine Ursachein Versäumnissen bereits zur Wendezeit. «Wir haben ein Kader-Problem,aber passende Skispringer kann man sich nicht backen», sagte der 45-Jährige am Mittwoch beim Skisprung-Weltcup in Klingenthal undbemängelte vor allem das Fehlen konkurrenzfähiger Athleten ausSachsen und Thüringen. «Auch in anderen gesellschaftlichen Bereichenfehlen Nachwuchs-Jahrgänge, da hat man in der Nach-Wendezeit vielverpasst», meinte der 33-malige Weltcup-Sieger.
Aus dem Olympia-Kader von Bundestrainer Werner Schuster überzeugenWeißflog der unbeschwerte Pascal Bodmer und der routinierte MichaelUhrmann - auf eine Leistungsexplosion von Andreas Wank, MichaelNeumayer oder Martin Schmitt setzt der «Floh vom Fichtelberg» nicht.«Ich erwarte nicht, dass Martin Bäume ausreißen wird», meinte derdreimalige Olympiasieger Weißflog über Schmitt, der nach einervierwöchigen Regenerationspause als Qualifikations-Dritter beimWeltcup der Team-Tour in Klingenthal sein Comeback gab.
Weißflog, der heute als Hotelier und TV-Experte arbeitet, erinnertsich an frühere Duelle. «Man hofft, dass alles leicht von der Handgeht, aber der Reiz besteht darin, seine Gegner zu bezwingen»,erzählte er. Da Weißflog bereits mit 15 Jahren ins Nationalteamberufen wurde, hat er sich mit einer ganzen Reihe von großenSkispringern messen dürfen. Von Klaus Ostwald über Matti Nykänen,Andreas Goldberger bis zu Noriaki Kasai oder Janne Ahonen. «Ich habeganze Generation von Athleten erlebt», sagte er.
Und nur wenige Weltklasse-Sportler hatten einen so perfektenAbschied wie Weißflog: 1996 trat er mit seinem vierten Gesamtsieg beider Vierschanzen-Tournee zurück. «Der Abschied fiel mir nicht soschwer, weil der Entschluss schon lange gefasst war. Ich wusste, dasses danach kein Zurück mehr gibt», betonte er.
Heute bieten sich Weißflog malerische Perspektiven, wenn er aufdie Landschaft vor seinem Hotel blickt oder sich ein ganz besonderesFoto vor Augen hält: In seinem Besitz befindet sich die Aufnahmeeines Planetoids, der nach ihm benannt wurde.