Skispringen Skispringen: Michael Uhrmann kehrt auf die Schanze zurück
Frankfurt/Main/dpa. - Vor vier Wochen hat Michael Uhrmann seinelangjährige Lebensgefährtin Heidi geheiratet, die Flitterwochenmusste Deutschlands Vorzeige-Skispringer wegen seiner anderen großenLiebe jedoch auf den nächsten Frühling verschieben. Gut neun Monatenach seinem schweren Sturz bei der WM in Sapporo feiert der 29-Jährige in dieser Woche pünktlich zum Weltcup-Auftakt sein Comeback.«Ich habe hart gearbeitet, um in Kuusamo wieder dabei sein zu können.Dass ich das geschafft habe, ist wie ein Sieg für mich», sagt Uhrmannvor seiner Rückkehr auf die Schanze.
Rückblende: Am 21. Januar zieht sich Uhrmann bei einem Sturz imWM-Training einen komplizierten Mittelfußbruch zu. Der Traum voneiner Medaille platzt, emotional ist die bayerische Frohnatur amTiefpunkt. Der Weg zurück ist steinig und wird zum Geduldsspiel. «DieReha war hart. Es hat lange gedauert, bis der Fuß einigermaßenbelastbar war. Ich bin dreieinhalb Monate an Krücken gelaufen»,berichtet Uhrmann im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Den Mut hat er dank Frau Heidi und seiner 20 Monate alten TochterLeni Viktoria in dieser schwierigen Zeit aber nie verloren.«Natürlich ist es schön, wenn man dann zu Hause ist und mitbekommt,wie die Kleine sich entwickelt und laufen lernt. Das sind die schönenSeiten an dieser Zeit», erzählt Uhrmann. Zur Ablenkung arbeitete erzudem an einem Buch («Skispringen kompakt») mit. Ans Aufhören habe erauch in schweren Stunden nie gedacht.
Den ersten Trainingssprung von der heimischen 70-Meter-Schanze am3. September hat er als Befreiung empfunden. «Vorher war mir schonmulmig zumute. Danach war ich erleichtert», erklärt der Bayer.Seither hat er sich stetig verbessert und auf Anhieb ins Weltcup-Aufgebot von Bundestrainer Peter Rohwein zurückgekämpft. «Klar warich am Anfang unsicher, weil ich nicht wusste, wie der Fuß bei derLandung reagiert. Aber die ersten Großschanzensprünge waren ganzpositiv. Von der Beweglichkeit fehlt etwas, aber ich kann eskompensieren. Von den Schmerzen her hält es sich im Rahmen»,berichtet Uhrmann.
Im von Erfolgen nicht gerade verwöhnten DSV-Team wird er freudigzurückerwartet. «Wir sind sehr zufrieden, dass er wieder dabei ist.Allerdings sind gerade im Aufsprung noch Unsicherheiten da. Das istangesichts der Verletzung normal. Wir müssen noch Geduld haben», sagtRohwein. Wunderdinge sind von Uhrmann, der mit seinem Weltcup-Erfolgim Januar in Oberstdorf die dreijährige Durststrecke der deutschenSpringer beendet hatte, noch nicht zu erwarten. «Ich gehe ohne Druckin den Winter und habe keine großen Ziele», sagt der Olympia-Viertevon Turin.
Hinterherspringen möchte er aber auch nicht. Motivation undAntrieb seien die Ergebnisse der vergangenen Saison, in der er biszum Sturz viel Spaß und Freude am Springen gehabt habe. «Das will ichwieder erreichen. Ich will mich nach vorne arbeiten, so wie imVorjahr. Da war ich zum Auftakt 66., bei der Vierschanzentournee hatauch niemand an mich geglaubt und vier Wochen später habe ich dieÜberflieger geschlagen», sagt Uhrmann. Die Erwartungen an seinenersten Wettkampf sind zunächst bescheiden: «Ich will wissen, wo ichunter Wettkampfbedingungen im internationalen Vergleich rangiere.»