Ski-WM 2011 Ski-WM 2011: Felix Neureuther am Familienberg auf Medaillenmission
Garmisch-Partenkirchen/dpa. - In den überschwänglichen Jubelmischte sich für Felix Neureuther auch eine kleine Portion Scham. 36Jahre nach Vater Christian hatte der Partenkirchener Skirennfahrerauf seiner Hausstrecke den Weltcup-Slalom gewonnen, da präsentierteer sich einen Tag später an den Seiten kahlrasiert als «Irokese». «Esschaut nicht gut aus, das kommt wieder weg», kommentierte Neureuthervor knapp einem Jahr seine Wetteinlösung.
Die Haare sind längst wieder nachgewachsen, doch ein Triumph imWM-Torlauf am heimischen Gudiberg dürfte wohl eine nochausgelassenere Feier nach sich ziehen. Als «meinen Hang», auf dem erjeden Grashelm kenne, bezeichnet der heute 26-Jährige diePartenkirchener Strecke gerne. Den Beweis will er am letztenWettkampftag im Torlauf am 20. Februar der WM antreten.
Vor dem WM-Winter präsentierte sich Neureuther besonders aufgroßer Bühne zu oft «als kleine Wundertüte». Entweder ganz oder garnichts. Zwei Slalom-Ausfällen bei Olympischen Spielen stehen dieKlassiker-Siege von Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen sowie einestarke Aufholjagd von Platz 14 auf 4 bei der vorigen WM in Vald'Isère gegenüber.
Mit neuer Lockerheit dank seiner ersten beiden Weltcup-Erfolge hatder beste deutsche Alpine inzwischen auch den Mittelweg zwischenAttacke und Sicherheit gefunden. Bei nur zwei Ausfällen stehen dieseSaison vier Ergebnisse unter den Top Zwölf, dabei zwei sechste Ränge,zu Buche. Konstante Platzierungen - aber bei einer WM zähleneigentlich nur Medaillen. «Ich durfte lange reifen und ich denke,dass ich reif bin für die WM in Garmisch», steckte Neureuther einmalseinen langen Weg zum Heim-Finale ab.
Dass für das arg gebeutelte deutsche Herren-Team durch seinenVorzeigeathleten aber überhaupt die Chance auf eine Medaille besteht,war Ende 2009 noch höchst fraglich. Druck und Belastung stürztenNeureuther in eine sportliche Sinnkrise, die sich durch das Doppel-Aus von Alta Badia noch verschärfte. Erst die E-Mail eines Freundesder Familie brachte ihm die Freude am Skifahren zurück. Undmittlerweile klappt es auch immer besser im Riesenslalom.
Wenn Neureuther nun am WM-Schlusstag am Fuß des Gudibergs in seineMedaillenmission startet, tritt er die Fahrt im eigenen Lift an. DerEnde vergangenen Jahres eingeweihte Doppel-Sessel Nummer eins trägtden Namen Felix', Nummer zwei ist seinem Vater Christian gewidmet.Und auch eine weitere Verewigung ist nicht ausgeschlossen: DerWeltmeister darf ebenfalls einem Doppel-Sessel seinen Namen geben.