Ski alpin Ski alpin: Unterschenkel nach Not-Operation amputiert
Oslo/München/dpa. - Es wurde eineUnterschenkel-Amputation durchgeführt und der Allgemeinzustand vonMatthias Lanzinger hat sich dadurch deutlich gebessert. Derzeitbesteht keine akute Lebensgefahr», sagte Gefäßspezialist ThomasHölzenbein am Dienstag in einer Osloer Klinik. Der Zustand sei aber«insgesamt nach wie vor kritisch.»
Der 27-jährige Österreicher hatte sich am Sonntag beim Super-G-Rennen im norwegischen Kvitfjell einen offenen Schien- undWadenbeinbruch sowie eine schwerwiegende Gefäßverletzung zugezogen.Wegen des irreparablen Gewebeschadens war die Amputationunvermeidbar, da dauerhaft schwerwiegende Folgen drohten und dasLeben des Spitzensportlers gefährdet war.
«Die Tragik der Geschehnisse ist unfassbar», sagte ÖsterreichsSki-Star Hermann Maier erschüttert. Der zweimalige Olympiasiegerdurchlebte die Folgen seines schweren Motorradunfalls von 2001, alsauch ihm eine Amputation gedroht hatte. Kritik gab es aus Österreichwegen des unprofessionellen Abtransports. So soll kein speziellerRettungshubschrauber zur Verfügung gestanden haben, bei demersatzweise eingesetzten Touristen-Hubschrauber musste demnach ersteine Sitzbank entfernt werden, um den schwer verletzten Sportler vomZielraum ins Krankenhaus fliegen zu können.
Nach einer neunstündigen Not-Operation in der Nacht zum Montag kamLanzinger, der wegen Komplikationen zwischenzeitlich ins künstlicheKoma versetzt wurde, auch in der Nacht zum Dienstag wieder im OsloerUllevål-Krankenhaus auf den OP-Tisch. Doch aller Einsatz der Ärztehalf nichts, auch der eingeflogene Salzburger Gefäßspezialist ThomasHölzenbein konnte den schwer geschädigte Unterschenkel nicht retten.«Wir haben die ganze Nacht operiert. Aber leider ist es uns nichtgelungen, die Blutzirkulation im linken Bein wieder in Gang zubekommen», sagte Chefchirurg Lars Engebretsen. Lanzingers Fuß habesich bei dem schweren Sturz mit offenen Knochenbrüchen wahrscheinlichmehrfach gedreht. Der Zustand des Athleten verschlechterte sich amDienstagmittag weiter, so dass eine weitere Operation notwendig war.
Im Ski-Lager wurden nach den schockierenden Folgen des UnfallsErinnerungen an den verhängnisvollen Sturz des Schweizers SilvanoBeltrametti wach, der sich 2001 im französischen Val d'Isère zweiBrustwirbel gebrochen hatte und seitdem querschnittsgelähmt ist. Auchin dieser Saison gab es eine ganze Reihe schwere Unfälle im Weltcup.
So musste der norwegische Doppel-Weltmeister Aksel Lund Svindalnach seinem Trainings-Unfall Ende November in Beaver Creek (USA) dieSaison vorzeitig beenden. Scott Macartney rutschte nach seinemHorror-Crash auf der Streif in Kitzbühel regungslos ins Ziel, konnteaber drei Tage, nachdem er wegen eines Schädel-Hirn-Traumas inskünstliche Koma versetzt worden war, wieder das Krankenhausverlassen. Der Ebinger Stephan Keppler riss sich, ebenfalls inKvitfjell, das Kreuzband.
Obwohl der Internationale Skiverband FIS vor der Saison durch eineRegeländerung vermeintlich sicherere Ski (weniger Taillierung,niedrigere Standhöhe) hat bauen lassen, haben sich in diesem Winterschon mehr als 30 Sportler zum Teil schwer verletzt. «Man kann 100mal 100 Prozent haben und ein Mal 98 Prozent - und dann hast Du einProblem», erklärte der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier. «DieSicherheit ist jedes Jahr besser geworden, aber es gibt immer wiederVorfälle.»