Ski alpin Ski alpin: Martina Ertl vor ihrem 13. Weltcup-Winter
Sölden/dpa. - Beim Kart-Rennen auf einem Söldener Parkdeck fuhr sie noch der jüngeren Konkurrenz hinterher, doch auf der Skipiste will Martina Ertl in ihrem 13. alpinen Weltcup-Winter wieder als Erste durchs Ziel fahren. Unter Druck setzen will sich die 30-Jährige aber nicht mehr. «Es ist eine gewisse Zufriedenheit da, wie die Karriere gelaufen ist. Ich habe so viel gewonnen, was jetzt noch kommt, ist Zugabe», sagte Martina Ertl vor dem Riesenslalom-Weltcup am (morgigen) Samstag (09.30/12.45/ARD live) auf dem Rettenbachferner in Sölden.
Ihr älterer Bruder hat sie zur Patentante gemacht und damit auch das Leben der Lenggrieserin verändert. «Man sieht jetzt auch andere Dinge. Die Schwerpunkte verschieben sich.» Natürlich sei sie noch ehrgeizig, betonte Martina Ertl. Doch diese Charaktereigenschaft, die sie früher allzu oft verkrampfen ließ, soll nun in die richtige Bahn gelenkt werden, «wenn es mal nicht so läuft».
Das war in ihrer wechselvollen Ski-Karriere beispielsweise vor einem Jahr der Fall, als sie auf dem Söldener Gletscher vom Winde verweht den zweiten Durchgang verpasste. Auf «dem schwierigsten Weltcup-Hang» hat Martina Ertl vor drei Jahren ihr 13. und bislang letztes Weltcup-Rennen gewonnen, und doch gehört die Gemeinde im Ötztal wegen des «ganzen Trubels hier» nicht zu ihren Lieblingsorten.
Für das Rennen am Samstag liebäugelt sie insgeheim schon mit einem Platz auf dem Treppchen. «Das Gefühl ist eigentlich gut», sagte sie in dem Bewusstsein, bei Testläufen gegen die Favoritinnen Anja Pärson (Schweden) und der wieder genesenen Schweizerin Sonja Nef nicht schlecht ausgesehen zu haben. Der neue Techniktrainer Mathias Berthold traut Ertl sogar den Sieg zu.
Doch die Wetterbedingungen kommen der Kombinations-Weltmeisterin von 2001 nicht gerade entgegen. Statt der geliebten eisigen oder zumindest harten Piste erwartet Martina Ertl ein Neuschneerennen. Da ist es umso mehr von Vorteil, dass sie dank des verletzungsbedingten Ausfalls der kroatischen Gesamt-Weltcupsiegerin Janica Kostelic in die beste Startgruppe rutschte und nun mit einer Nummer zwischen eins und sieben das Rennen bestreiten kann.
Ihrer Lieblingsdisziplin kann Martina Ertl in dieser Saison wieder mehr Zeit widmen. Die Olympia-Zweite von 1994 und Weltmeisterschafts- Dritte von 1993 und 1996 wird bis auf Lake Louise keine Abfahrten bestreiten. Die freie Zeit will sie zu intensivem Training für die technischen Disziplinen nutzen. Die Übersensibilität gegen interne und öffentliche Kritik soll zudem der Vergangenheit angehören: «Früher habe ich mir zuviel Gedanken gemacht, was die Journalisten schreiben. Aber das Leben ist halt anders, wenn man in der Öffentlichkeit steht.»