1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Ski alpin: Ski alpin: Kathrin Hölzl: «WM zu Hause ein Traum»

Ski alpin Ski alpin: Kathrin Hölzl: «WM zu Hause ein Traum»

Von Christian Kunz 27.01.2011, 16:54

Garmisch-Partenkirchen/dpa. - Mehr als 50 Rennen waren diedeutschen Alpinen bei Großereignissen ohne Medaille - dann schlugKathrin Hölzl zu. Bei der WM in Val d'Isère wurde sie vor zwei JahrenWeltmeisterin im Riesenslalom. Danach folgten noch ein WM-Titelvon Maria Riesch und als Höhepunkt dreimal Gold bei Olympia inVancouver. Bei der Heim-WM will das Team wieder zuschlagen.

Jahrelang wird über die Heim-WM gesprochen - jetzt ist sie da. Wiefühlt sich das für einen Sportler an?

Hölzl: «Es ist natürlich ein Traum, dass man als Athlet eine WM zuHause miterleben darf. Wenn man weiß, dass das ganze Publikum hintereinem steht und sich jeder mitfreut, die ganze Familie da sein wird,das motiviert einen extrem. Und wenn man dann noch alsTitelverteidigerin an den Start geht, ist das genial.»

Kann die Erwartungshaltung in der Heimat auch zum Problem werden?

Hölzl: «Für mich nicht, aber jeder ist da ein bisschen anders. Sicherist der Druck bei einer Heim-WM größer als in Val d'Isère, wo wir abvom Schuss waren. Aber eine WM vor der Haustür ist eine einmaligeGelegenheit und das Schönste, das ich mir vorstellen kann.»

Was ändert sich am WM-Gefühl, wenn man als Titelverteidigerin an denStart geht?

Hölzl: «Naja, ich war noch nie als Titelverteidigerin bei der WM. Ichwerde versuchen es so anzugehen wie damals, dass ich mich selbernicht so unter Druck setze. Ich weiß, ich bin schon einmalWeltmeisterin geworden, das kann mir keiner mehr nehmen. Natürlichsind auch jetzt das Ziel und der Traum eine Medaille. Aber wenn esnicht so sein sollte, kommen die nächsten Großereignisse, das wärealso auch kein Weltuntergang. Man muss versuchen locker drauf los zufahren.»

Sie haben bei der WM in Frankreich 2009 die schier endlos langeDurststrecke der deutschen Alpinen bei Titelkämpfen beendet. Seitdemkommt Erfolg nach Erfolg. Macht einen das stolz, den Bann gebrochenzu haben?

Hölzl: «Darüber habe ich eigentlich noch nie nachgedacht. Es wardamals einfach ein Tag, an dem alles gepasst hat. Ich habe vor demzweiten Durchgang gewusst, heute kann es funktionieren. Dass es dannGold wird, damit habe ich nicht gerechnet, damit hat wahrscheinlichkeiner gerechnet. Vielleicht war das ein bisschen der Anschub, dassauch die anderen gesehen haben, es geht und man kann auch beiGroßereignissen, wenn man das fährt, was man kann, eine Medailleholen. Mehr hab ich ja nicht gemacht. Dann ging eines ins andere undjetzt sind wir da, wo wir jetzt sind.»

Denken Sie noch oft an Val d'Isère zurück?

Hölzl: «Natürlich hat man mal Momente, wenn man im Auto eine gewisseMusik hört oder so, dann denkt man schon mal daran zurück. Das wardamals ein Wahnsinnsgefühl und daran erinnert man sich gerne. Wennich das Gefühl bei der Heim-WM wieder hochholen kann, vielleichthilft mir das dann.»

Bei der WM 2007 und 2009 erreichten sie jeweils die besten Ergebnisseim deutschen Team. Können Sie zum Saisonhöhepunkt auch diesmal diebeste Leistung erzielen?

Hölzl: «Ich denke, dass ich ein Typ bin, der bei solchenGroßereignissen das zeigen kann, was er fahren kann. Aber man kanndas nicht planen. Ich versuche einfach, den Wettkampf nicht wie eineWM, sondern wie ein normales Rennen zu sehen. Auch wenn es WM heißt,ist es nur ein Skirennen und man muss nur rot blau rot blau fahren.So versuche ich das zumindest zu sehen. Bis jetzt ist es ganz gutgelungen.»

Was kommt dabei in Ergebnissen ausgedrückt heraus?

Hölzl: «Natürlich ist das Ziel eine Medaille. Ich habe letztes Jahrden Riesenslalom-Weltcup gewonnen, bin heuer aufs Podium gefahren. Eswäre Schmarrn, wenn ich sage, ich will unter die ersten Zehn. Aberman kann es nicht mit Gewalt erzwingen. Ich versuche einfach gut Skizu fahren und das ganze Drumherum, die Zuschauer und Emotionen zugenießen - und dann denke ich, dass das eine gute WM werden kann.»

Im Riesenslalom sind Sie, Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg undMaria Riesch top. Eine Medaille in dieser Disziplin ist also sicher,oder?

Hölzl: «Sicher ist gar nichts, aber ich denke, dass wir ein sehrstarkes Team haben. Das ist super. Man weiß, wenn ich die Chanceauslasse, ist noch eine andere da, die für unsere Nation eineMedaille holen kann. Schon im Training pusht man sich gegenseitig undman weiß, dass man international vorne dran ist, wenn man es schon imTraining ist. Das gibt Selbstvertrauen und das kann man im Rennendann leichter umsetzen.»

Aber irgendwo nehmen Sie sich die Medaillen doch auch selber weg...

Hölzl: «Was heißt wegnehmen? Wenn wir alle eine Medaille holen, wärenwir eins, zwei, drei - dann nimmt keiner dem anderen eine Medailleweg. Das wäre eine Traumvorstellung. Beim Weltcup-Finale haben wirschon gezeigt, dass wir alle auf dem Hang schnell fahren können. Dawaren wir zwei, drei, vier. Aber bei der WM gibt es noch vieleandere, die die Nase vorne haben können.»

In der Olympia-Saison musste für Erfolge oder Strafen in dieMannschaftskasse eingezahlt werden. Gibt es eine WM-Kasse?

Hölzl: «Das könnte sich lohnen... Damals haben wir Olympia bei derMannschaftskasse nicht dabei gehabt, das war sehr ärgerlich. Damalshaben wir aus der Kasse unseren Koch im Trainingslager in Neuseelandbezahlt. Eigentlich wollten wir ein riesen Fest machen, Geld wäregenug dagewesen, aber wir haben keinen Termin gefunden. Und dannhaben wir gesagt, wenn wir keinen Termin finden für eine gemeinsamegemütliche Feier, lassen wir es lieber wieder.»