Ski alpin Ski alpin: DSV erwägt Weltcup-Rückzug

Lake Louise/München/dpa. - Die Resultate sind deprimierend, die Leistungen eines Weltcups unwürdig. Nach dem erneut enttäuschenden Abschneiden der alpinen Ski-Herren im kanadischen Lake Louise denkt der Deutsche Skiverband (DSV) über Konsequenzen für das Team um Max Rauffer und Stefan Stankalla nach. «Wir warten das nächste Wochenende ab. Dann wird es weitere strategische Überlegungen geben», sagte Walter Vogel. Der Alpin-Chef schloss nicht aus, dass sich die DSV- Athleten nach den Rennen in Beaver Creek (USA) aus dem Weltcup vorerst zurückziehen, um im zweitklassigen Europacup neues Selbstvertrauen zu tanken. «Wir können nicht den ganzen Winter mit solchen Ergebnissen leben», sagte Vogel.
41, 42, 54 - 35, 37, 41 lauteten die Platzierungen von Rauffer, Stankalla und Nachwuchsmann Peter Strodl bei Abfahrt und Super-G am vergangenen Wochenende in den kanadischen Rocky Mountains. Auch in den drei Rennen in Riesenslalom und Salom wurden in den Wochen zuvor keine Weltcup-Punkte gesammelt, wodurch sich der Eindruck verstärkte, dass der erhoffte Aufschwung noch lange auf sich warten lassen wird. Rauffer, Stankalla und auch Techniker Andreas Ertl müssen längst mit dem Image der «verlorenen Generation» leben. «Bei uns dauert es eben noch. Wir hoffen immer wieder, dass sich andere Läufer in Szene setzen», sagte Cheftrainer Martin Oßwald.
Während der Coach mittlerweile hin und wieder zu schärferer Kritik greift, werden die Athleten von ihren erfolgreichen Vorgängern weiter mit Samthandschuhen angefasst. «Ich habe auch Positives gesehen. Der Nachwuchs wird schon kommen», sagte Markus Wasmeier. Der Doppel- Olympiasieger von 1994 dachte dabei in erster Linie an Strodl, der bei seinen ersten beiden Weltcup-Rennen eine durchaus respektable Leistung zeigte. Auch Christian Neureuther verzichtet trotz anhaltender Krise auf harte Worte: «Es ist ernüchternd, aber ich sehe es nicht so negativ. Wir sind im Prinzip auf dem Stand vom vergangenen Jahr», sagte der frühere Weltklasse-Fahrer.
Die auch von DSV-Coach Bernie Huber bereits öffentlich angeregte Möglichkeit eines vorübergehenden Rückzugs aus dem Weltcup wird von ARD-Experte Neureuther abgelehnt. «Wir müssen die Jungen heranführen und brauchen Startplätze. Der Weltcup ist so eine heiße Musik, da muss man sich nach und nach dran gewöhnen», sagte der Ehemann von Rosi Mittermaier.
Die Österreicher Hannes Trinkl (Abfahrt) und Josef Strobl (Super- G) zeigten beim Doppelsieg von Stephan Eberharter mit ihren zweiten Plätzen in Lake Louise, dass man auch nach schweren Verletzungen wieder nach oben kommen kann. Stankalla und Rauffer knabbern aber weiter an den Spätfolgen ihrer Bandscheiben- und Knöchel-Operationen vom Frühjahr und Sommer. Gute Resultate wären dabei nicht nur für die Sportler wichtig. Oßwald: «Es müssen nicht nur die Athleten, sondern auch mal wieder die Trainer und das gesamte Team motiviert werden.»