Sitz-Volleyball Sitz-Volleyball: Mit viel Adrenalin in den Adern
Halle/MZ. - "Ich war immer recht skeptisch", gibt Anett Jelitte zu. "Doch nach diesem Wochenende gibt es kein Zurückmehr." Es ist der Sieg gegen den amtierenden Weltmeister Niederlande, von dem die 32-Jährige spricht. Denn durch dieses Testspiel hat die Froserin, die zur deutschen Damen-Nationalmannschaft im Sitz-Volleyball gehört, ihre Liebe zum Mannschaftssport endgültig zurückgewonnen.
"Ich war schon immer ein Sportfreak. Handball, Leichtathletik, Radfahren. Einmal an einer Olympiade teilnehmen, das war ein Riesentraum", erinnert sich die hochgewachsene, schlanke Frau an die Zeit vor ihrer Behinderung.
Hilfe durch Bachblüten
Und ausgerechnet der Sport war es, durch den sie ihr Bein verloren hatte. Ein Kreuzbandriss bei einem Handballspiel. 1995. Bei der Operation gab es medizinische Probleme. Das Bein musste abgenommen werden. Drei lange, zermürbende Jahre verbrachte sie nun im Krankenhaus, ehe sie durch Zufall etwas von der Bachblütentherapie hörte. Von Stund an ging es mit ihr und ihrer Psyche bergauf, begann die Wunde endlich zu heilen.
Anett Jelitte fand ins Leben zurück, bekam einen Job als Physiotherapeutin. Und auch der Sport erhielt wieder seinen Platz: Schwimmen, Rad fahren und der Hund, der nun zu ihrer kleinen Familie gehört, will ebenfalls versorgt sein. Durch Bekannte kam sie vor kurzem in das neugegründete Team der Damen-Nationalmannschaft.
Anstrengende Zeit
Zum Mannschaftssport, von dem sie eigentlich nichts mehr wissen wollte. "Mir kamen meine Erfahrungen von früher zugute - ich habe mich relativ schnell eingelebt", sagt die Froserin und schwärmt dann doch: "Es war schön, wieder in einem Verein zu sein."
Aber auch anstrengend. Ihre Dienste, das wöchentliche Training in Magdeburg, Lehrgänge, Trainingslager. "Es gab kein freies Wochenende, ich war schon ein bisschen down", gibt sie zu und streicht sich das dunkle Haar aus den Augen.
Zu den Paralympics?
Doch der Sieg gegen die Niederländer lässt all diese Anstrengungen vergessen. "Nun besteht die Chance, dass wir im September an der Europameisterschaft in Ungarn teilnehmen und dann vielleicht an den Paralympics in Peking", flammt der alte Kampfgeist und der Traum von der Olympiade wieder in ihr auf.
Da der Deutsche Behinderten-Sportverband die Mannschaft zwar zur Meisterschaft gemeldet hat, eine finanzielle Unterstützung aber versagt, versuchen die Frauen nun, das notwendige Geld für die Fahrtkosten, das Startgeld, die Sportuntersuchungen und die Trikots - alles zusammen etwa 15 000 Euro - zusammenzubekommen (die MZ berichtete).
Ein Förderverein ist bereits gegründet. Und es gibt auch schon erste Spenden. So wie von den Volleyballern des Ascherslebener Polizeisportvereins, die die Sportlerinnen mit 100 eingesammelten Euros wenigstens ein klein wenig unterstützen und auf die Finanzmisere der Frauen aufmerksam machen wollten.
Weitere Spenden, mit denen den deutschen Frauen eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft ermöglicht werden soll, können an den Förderverein gehen: Commerzbank, BLZ 81040000, Kontonr. 2006823.