Silvia Neid Silvia Neid: Trainerin blickt auf ein perfektes Jahr zurück
Düsseldorf/dpa. - Alle beruflichen Wünsche von Silvia Neid gingen in Erfüllung. Die 43 Jahre alte Cheftrainerin führte die deutsche Frauenfußball- Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in China zum Titel,unterschrieb kurz darauf beim DFB einen «Rentenvertrag» bis 2013 und freut sich schon jetzt auf die Gastgeberrolle bei der kommenden Frauen-WM 2011. «Für mich persönlich war es auf jeden Fall daserfolgreichste Jahr», bilanzierte die Fußball-Lehrerin, die erst 2005ihre frühere «Chefin» Tina Theune-Meyer abgelöst hatte.
Als «absolutes Highlight» bezeichnet die in Walldürn geborene Ex-Nationalspielerin, die in ihrer aktiven Laufbahn drei MalEuropameisterin wurde, die gelungene Titelverteidigung. Gleich beiihrer WM-Premiere als allein verantwortliche Trainerin der DFB-Elflandete Neid den großen Coup. Das Team um RekordnationalspielerinBirgit Prinz löste mit dem zweiten WM-Gewinn wie schon 2003 einegroße Euphorie aus. Rund 15 000 Fans empfingen und feierten die WM-Heldinnen bei ihrer Rückkehr aus Shanghai am Frankfurter Römer.
Die Aussichten auf einen lang anhaltenden Aufschwung sind diesmalungleich größer als vor vier Jahren. Denn nur einen Monat späterfolgte der nächste Paukenschlag: Der Weltverband FIFA betraute denDeutschen Fußball-Bund (DFB) mit der Gastgeberrolle der 6. Frauen-WM.«Wir können uns schon jetzt darauf freuen», schwärmte Neid nach derVergabe in Zürich. «Eine WM im eigenen Land bestreiten zu dürfen, isteine einmalige Angelegenheit. Dieses Turnier bietet die Chance,einmal mehr Werbung für den Frauenfußball zu machen und unseren Sportnational wie international weiter voran zu bringen.»
Dass die Staffelübernahme von Theune-Meyer ohne Reibungsverlusteund Leistungseinbußen vonstatten ging, ist Neids großer Verdienst.Bereits nach dem EM-Gewinn 2005 hatte sie den schleichenden Umbruchder Elf im Blick und baute nach und nach jüngere Spielerinnen ein.WM-Entdeckungen wie Fatmire Bajramaj, Simone Laudehr, Annike Krahnund Melanie Behringer hatte sie bereits in der U 19-Auswahl unterihren Fittichen.
Dabei hatte das Jahr für Neids Team wenig vielversprechendbegonnen. Erst die drei Nullnummern beim Vierländerturnier in Chinaim Januar, dann der Absturz beim Algarve-Cup in Portugal. Neid spürtesogar medialen Gegenwind. Doch die Kritiker verstummten schon wenigeWochen später nach guten Auftritten in der EM-Qualifikation. Undspätestens nach der WM-Vorrunde war klar, dass Neid ihre Elf exaktzum Saisonhöhepunkt topfit bekommen hatte. Mit dem Titelgewinn ohneein Gegentor sorgte die Elf für ein Novum in der WM-Geschichte.
Als i-Tüpfelchen verlängerte der DFB den Kontrakt mit Neid kurznach der WM bis 2013. «Ich kann mir keine Bessere als sie in dem Jobvorstellen. Wir haben großes Vertrauen zu ihr. Sie soll unsereMannschaft zur WM 2011 im eigenen Land führen», begründete PräsidentTheo Zwanziger den «Rentenvertrag» für die ebenso ehrgeizige wiesympathische Blondine. Ein verdienter Lohn, denn Neid meisterte alleHerausforderungen bislang souverän. Nun hat sie Planungssicherheitfür die kommenden Jahre, und die nächsten großen Aufgaben hat sieschon fest im Visier: Olympia 2008 und die EM 2009 in Finnland. Neidhat klare Vorstellungen: «Wir wollen überall erfolgreich sein.»